„Wir müssen auf der Hut sein“: Sting fordert Kampf von Musikern gegen Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) und Software wie ChatGPT werden eine immer größere Rolle im Alltag spielen und vor kaum einem gesellschaftlichen Bereich haltmachen, da sind sich Experten sicher. Der britische Rockstar Sting hat nun vor dem Einfluss der KI auf die Musik gewarnt. Musikerinnen und Musiker stünden vor einer großen Aufgabe, um ihre Arbeit gegen die steigende Zahl von Songs zu verteidigen, die von KI geschrieben werden.

„Die Bausteine der Musik gehören uns, den Menschen. Das wird ein Kampf sein, den wir alle in den nächsten paar Jahren führen müssen: unser menschliches Kapital gegen die KI zu verteidigen“, sagte der 71-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch des britischen Senders BBC.

Sting reagierte mit seinen Äußerungen indirekt auf jüngste Entwicklungen der Branche. Im Februar nutzte der DJ David Guetta die Technologie, um Eminems „Stimme“ zu einem seiner Tracks hinzuzufügen, während im April ein gefälschtes Duett zwischen Drake und The Weeknd viral ging. Letzteres wurde nach einer Urheberrechtsbeschwerde der Universal Music Group (UMG), die auch die Musik von Sting veröffentlicht, von den Streamingdiensten genommen.

Ich glaube nicht, dass wir zulassen können, dass die Maschinen einfach die Kontrolle übernehmen.

Sting, britischer Rockstar

Der britische Superstar sagte weiter: „Ich werde sofort gelangweilt, wenn ich ein computergeneriertes Bild sehe. Ich kann mir vorstellen, dass es mir mit der KI beim Musikmachen genauso gehen wird.“ Vielleicht funktioniere es für elektronische Dance-Musik, sagte Sting, der zunächst mit der Band The Police bekannt wurde, bevor er 1984 seine Solokarriere startete. „Aber bei Liedern, die Emotionen ausdrücken, glaube ich nicht, dass mich das berühren wird.“

Sting reagierte damit indirekt auf Aussagen vom Frontmann der Pet Shop Boys, Neil Tennant, der gesagt hatte, KI könne Musikern helfen, beispielsweise eine Schreibblockade zu überwinden. „Es gibt einen Song, für den wir 2003 einen Refrain geschrieben haben, den wir nie fertiggestellt haben, weil mir für die Strophen nichts einfiel“, sagte dieser dem Bericht zufolge der „Radio Times“.

„Aber mit der KI kann man jetzt die Teile, die man geschrieben hat, eingeben, auf den Knopf drücken und sie die Lücken ausfüllen lassen. Man könnte es dann zwar umschreiben, aber es könnte trotzdem ein Werkzeug sein“, so Tennant demnach.

Sting sagte dazu: „Die Werkzeuge sind nützlich, aber wir müssen sie auch bedienen“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass wir zulassen können, dass die Maschinen einfach die Kontrolle übernehmen. Wir müssen auf der Hut sein.“

Eine weitere Frage beim Thema KI in der Musik ist das Urheberrecht. Die Musikindustrie hat bereits gegen Künstliche Intelligenz mobilgemacht und eine Gruppe mit dem Namen „Human Artistry Campaign“ ins Leben gerufen, die davor warnt, dass KI-Firmen gegen das Urheberrecht verstoßen, wenn sie ihre Software mit kommerziell veröffentlichter Musik trainieren. Ob mit KI erstellte Musik urheberrechtlich geschützt werden kann, ist dem BBC-Bericht zufolge noch umstritten.

Nach englischem Urheberrecht beispielsweise könnten von KI erzeugte Werke theoretisch geschützt werden, heißt es in dem Bericht. Das US-Urheberrechtsamt habe jedoch kürzlich entschieden, dass KI-Kunst, einschließlich Musik, nicht urheberrechtlich geschützt werden kann, da sie „nicht das Produkt menschlicher Urheberschaft“ ist.

Die kanadische Musikerin Grimes („Oblivion“) hatte Ende April auf Twitter geschrieben, dass sie nichts dagegen hätte, wenn eine KI ein Lied mit ihrer Stimme generiert. „Ihr könnt meine Stimme verwenden, ohne eine Strafe zu fürchten“, schrieb die 35-Jährige.

Sie teile 50 Prozent der Tantiemen für jeden erfolgreichen KI-generierten Song, der ihre Stimme verwendet, schrieb Grimes weiter. „Das ist der gleiche Deal wie mit jedem anderen Künstler, mit dem ich zusammenarbeite.“