„Hat die Kabine nicht verloren“: Kimmich und Goretzka wählen deutliche Worte zum Nagelsmann-Aus
Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat die Kritik von Joshua Kimmich und Leon Goretzka am „extremen“ Fußball-Geschäft nach der Trennung des FC Bayern von Trainer Julian Nagelsmann weitestgehend unkommentiert gelassen.
„Die Leistungen waren ungenügend, das würde er auch bestätigen“, äußerte der 46-Jährige im „Sport1-Doppelpass“ angesprochen auf die Aussagen von Kimmich. Mehr sagte er dazu nicht.
„Ich habe schon ein paar Trainerwechsel mitgemacht“, so Kimmich, „es war nicht so, dass sich das intern angedeutet hat, weil die Spieler irgendwie unzufrieden gewesen wären.“ Ihn habe der Trainerwechsel von Nagelsmann zu Thomas Tuchel daher „überrascht“. Er bezeichnete die Trennung im „ZDF“ als „kurios“.
Kimmich sagte am Rande des Spiels der Nationalmannschaft gegen Peru: „Ich kann sagen, dass der Trainer nicht die Kabine verloren hat“.
Das wiederum hatte Salihamidzic bei der Vorstellung des neuen Trainers Thomas Tuchel angedeutet. Am Sonntag sagte der Sportvorstand: „Natürlich ist das eine harte Entscheidung gewesen, eine schwere Entscheidung, auch für mich eine emotional schwere Entscheidung.“
Wir haben uns fair verhalten, so fair, wie man in diesem Geschäft sein kann.
FC-Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic
Er habe ein „sehr, sehr gutes Verhältnis“ zu Nagelsmann gehabt, ausschlaggebend sei die Leistung des Teams gewesen, die „nicht mehr gestimmt habe“. Im „Doppelpass“ betonte Salihamidzic, Bayern habe sich fair verhalten, „so fair, wie man in diesem Geschäft sein kann“.
Man habe zunächst Tuchels Zusage abwarten müssen, anschließen sei Nagelsmann der erste gewesen, der angerufen wurde, sagte der 46-Jährige. Es ginge „nicht anders“. Die Meldung von dem Trainer-Tausch in München hatte ab Donnerstagabend die Runde gemacht und galt recht früh als gesichert, eine offizielle Bestätigung der Bayern – und wohl auch das finale Gespräch mit Nagelsmann – erfolgte erst am späten Freitagnachmittag. Insgesamt wirkte die Kommunikation der Trennung so eher unglücklich.
Am Ende des Tages ist so das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz. Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung zu leben.
Joshua Kimmich
„Am Ende des Tages ist so das Geschäft, wenig Liebe, wenig Herz. Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung zu leben“, gab sich DFB-Kapitän Kimmich nachdenklich. Die Aussagen wollte er nicht als Kritik an den Bayern-Verantwortlichen verstanden haben, betonte er hinterher.
„Hätten wir unsere Leistung gebracht und unsere Spiele gewonnen, hätte man den Trainer nicht entlassen müssen. Das bedeutet, dass wir Spieler versagt haben.“
Nagelsmann „häufiger gesehen als Familie“
Teamkollege Leon Goretzka sprach unterdessen von einem „Schock“, es sei „extrem in diesem Geschäft, wie schnell so was gehen kann“; er habe den Trainer wohl „häufiger gesehen als meine Familie“. Auf Instagram schrieb er: „Herzlichen Dank für die Zusammenarbeit. Eine Zusammenarbeit, die jederzeit von Vertrauen, Spaß und gegenseitiger Wertschätzung geprägt war. Du bist ein großartiger Mensch und Trainer, dem wir alle von Herzen nur das Allerbeste wünschen.“
Auch Goretzka bestritt Spannungen zwischen Mannschaft und Nagelsmann: „Ich persönlich hatte sicherlich keine Risse zu Julian, aber ich weiß nicht, wie das bei anderen Spielern war“, so der Mittelfeldspieler. Den Klubverantwortlichen gestand er zu, „dass sie das Beste für unseren Verein tun“.
Nagelsmann hat sich derweil noch nicht zu der Trennung geäußert. Der gebürtige Landsberger scheint trotz des überraschenden Rauswurfs beim FC Bayern nicht die Lust auf Fußball verloren zu haben.
Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, verbrachte er den Samstagnachmittag in seiner Heimat und sah sich ein Spiel der U17 des TSV Landsberg an, während rund 70 Kilometer entfernt in der Münchner Arena sein Nachfolger vorgestellt wurde. (Mit dpa)
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