Schauspielerin Hanna Schygulla im Interview: „Ich habe die Anfeindungen nie zu nahe an mich herangelassen“

Frau Schygulla, Sie geben sich gerne den Zufällen hin, wie Sie oft sagen. War es der wichtigste Zufall in Ihrem Leben, dass Ihnen im Schauspielunterricht 1966 ausgerechnet Rainer Werner Fassbinder über den Weg lief?
Es fing ja schon vorher an. Ich studierte Philologie an der Uni München und war kurz vor dem Abschluss, als der Zufall es wollte, dass ich an einen Kellnerjob in einer Wirtschaft geriet. Bisschen Geld verdienen kann nicht schaden, dachte ich.

Ich kam aber nicht zurecht, beim ersten Mal war gerade Stoßzeit, ich brachte einiges durcheinander. Am nächsten Tag verdrehten alle nur die Augen, als sie mich sahen. Aber dann erzählte mir eine andere Aushilfskellnerin, dass sie abends in diese private Schauspielschule geht. „Komm doch mit!“, sagte sie, was ich auch tat. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre.

Sie erzählen das sehr fröhlich.
Es bringt mich in Stimmung, wenn ich auf Zufälle stoße. Ich glaube an sie, sie haben etwas Metaphysisches. Albert Schweitzer hat mal gesagt, der Zufall ist „Gott inkognito“, das trifft es gut. Wenn der Zufall gesprochen hat, bin ich gespannt darauf, wo er mich hinführt.