Gerhard Schröder ist dem BVB peinlich
Gerhard Schröders Verbindungen nach Russland und zu Präsident Wladimir Putin drängen den Altkanzler auch in der Fußballwelt immer mehr ins Abseits. Borussia Dortmund entzog dem 77-Jährigen am Mittwoch die Ehrenmitgliedschaft und reagierte auf die bislang fehlende Bereitschaft Schröders, als Folge der russischen Invasion in die Ukraine seine Führungspositionen bei staatlichen russischen Energiekonzernen niederzulegen. Der Mutterverein seines Heimatclubs Hannover 96 droht Schröder wegen seiner Russland-Beziehungen derweil mit dem Rauswurf.
„Über einen entsprechenden und einstimmig getroffenen Präsidiumsbeschluss unterrichtete Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball den Bundeskanzler a.D. am heutigen Vormittag in einem persönlichen Gespräch“, teilte der BVB am Mittwoch mit.
[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Der ehemalige Bundeskanzler gilt als langjähriger Freund Putins. Schröder ist Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat auch Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2. Am vergangenen Donnerstag hatte er die Regierung in Moskau im Online-Netzwerk LinkedIn zwar aufgefordert, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Von persönlichen Konsequenzen war aber nicht die Rede. Das bringt ihm viel Kritik von allen Seiten ein, nun reagierte auch der BVB.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Schröder als Ehrenmitglied des Verbands am Dienstag aufgefordert, auf die „Funktionen in russischen Staatskonzernen“ zu verzichten oder seine Ehrenmitgliedschaft im DFB aufzugeben.
„Wir werden jetzt prüfen, inwiefern Herr Schröder gegebenenfalls gegen die Interessen des Vereins verstoßen hat“, sagte eine Leitende Mitarbeiterin des Hannoverschen Sportvereins von 1896 indes. Schröder sei am Mittwoch ein Schreiben zugestellt worden, in dem er um eine Stellungnahme gebeten wurde. Zuerst hatte die „Bild“ dies berichtet.
96-Chef Martin Kind hatte zuvor behauptet, dass Schröder bei 96 kein Mitglied sei und als gewöhnlicher Kunde seine Karten kaufe. „Wir sind ein Rechtsstaat mit einer Demokratie und haben die Rechtsnormen natürlich zu beachten. Herr Schröder darf weiter Spiele besuchen, wir verbieten ihm nicht den Zutritt.“ Hintergrund der widersprüchlichen Aussagen ist vermutlich die besondere Aufteilung bei Hannover 96 in einen Mutterverein, der gemeinnützig auftritt und die ausgegliederte Kapitalgesellschaft, der Martin Kind als Geschäftsführer vorsteht.
Nach den Diskussionen um Schröder und dessen enges Verhältnis zu Russland will Fußball-Zweitligist Hannover 96 seinem bekannten Fan nicht den Zutritt zu Spielen verbieten. „Er hat mit einigen Freunden eine Loge, diese darf er natürlich weiter nutzen, weil er seine Plätze innerhalb dieses Teams bezahlt. Gerhard Schröder ist für uns gerade kein Thema“, sagte 96-Chef Kind bei „sport1.de“. (dpa)