Polaroids in der Helmut-Newton-Stiftung: Jedes Bild ein Unikat

Ein Klick, ein Surren und schon wirft die Kamera die Aufnahme selbsttätig aus. Innerhalb von Sekunden entwickelt sich das Bild geheimnisvoll vor den Augen derer, die auf den Auslöser drückten: Was für eine Idee!

Als der US-Physiker Edwin Land das Polaroid 1947 erfand, war Fotografie eigentlich ein langwieriger Prozess. Dunkelkammer, chemische Flüssigkeiten, reichlich Geduld und Fingerspitzengefühl brauchte es, bis das Lichtbild als Abzug endlich betrachtet werden konnte. Polaroid packte all das in ein komplex aufgebautes Schichtenmodell, mitsamt Entwicklerlösung fest verschweißt: einfach genial.

Jedes Bild ein Unikat. Heute ist ein Handyfoto sowieso im selben Moment da, nichts Aufregendes mehr. Aber in den 1960ern und 1970ern war eine Polaroid-Kamera ein Must-have, am besten faltbar und immer dabei. 2008 drohte das Aus. Das Unternehmen gab bekannt, die Produktion einzustellen. Eine Firma namens „The Impossible Project“ rettete die Sofortbildfotografie. And the story goes on.

Sinn für merkwürdige Szenen: 1982 arbeitete Helmut Newton in Milano für die Zeitschrift „Amica“. Ans Werk ging er zunächst mit der Sofortbildkamera.

© Helmut Newton Foundation

Was alles sich im Medium Polaroid anstellen lässt und welche Spannbreite technisch wie künstlerisch möglich ist, umreißt die Helmut-Newton-Stiftung anhand von 250 Exponaten, die meisten natürlich von Hausherr Newton selbst.

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Marike Schuurman aus den Niederlanden wirft ihre Polaroid-Landschaftsaufnahmen ins trübe Wasser von Tagebaukratern in der Lausitz. Was da entsteht, ist abstrakte Malerei mit den Mitteln der Chemie und des Zufalls. Die ins Großformat aufgeblasenen Schlieren sind Schönheit, sind Dreck, sind Gift. „Toxic“ nennt die Künstlerin ihre Serie von 2022. Gescannt und meterhoch vergrößert streifen die Inkjet-Prints allerdings den rauen Charme der kleinformatigen SX-70 Polaroid-Originale ab. Zum Ausstellen sind die handlichen Unikate natürlich nicht optimal.

Crazy Inszenierung, zuvor erprobt als Polaroid: Helmut Newton fotografierte für die französische „Vogue“ Mode von Yves Saint Laurent 1977 in Paris.

© Helmut Newton Foundation

Maurizio Galimberti reiht statt einer Aufnahme gleich dreißig oder sechzig Stück zum Tableau. So setzt er multiple Fotoporträts aus Fragmenten eines Gesichts zusammen. Johnny Depp etwa posiert vervielfältigt, wie im Gruppenporträt mit sich selbst. Die weltgrößte Polaroid-Kamera nutzte dagegen der Hamburger Thorsten Brinkmann für seine Selbstinszenierungen als tragikomischer König mit Gardinenstangen-Zepter.