Der Straßenfußballer und der Stoßstürmer: Ducksch und Füllkrug beim DFB-Team

Aus den Lautsprechern dröhnte erst „Don’t stop me now“ von Queen, dann gaben Dr. Dre und Snoop Dogg ihr Lied „Still“ zum Besten. Das große Finale des interessanten Musikmix bildete nach knapp 20 Minuten Deutschrapper Kontra K mit „Erfolg ist kein Glück“. Dass bei der ersten Trainingseinheit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Dienstagvormittag in Frankfurt zu Beginn Musik lief, war neu.

Eine Veränderung, die Bundestrainer Julian Nagelsmann und sein Team zu Beginn der letzten Länderspielmaßnahme in diesem Jahr, bei der Spiele gegen die Türkei am 18. November (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Berlin und gegen Österreich am 21. November (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Wien anstehen, eingeführt hatten. „Ich fand es erfrischend, es war mal was anderes und das können wir gerne öfter machen“, sagte Niclas Füllkrug bei der anschließenden Pressekonferenz.

Füllkrug und seine Nationalmannschaftskollegen, die an der Musikauswahl beteiligt gewesen sein sollen, wirkten locker und entspannt, als sie den Trainingsplatz auf dem DFB-Campus betraten. Auch die Neulinge Grischa Prömel und Marvin Ducksch schienen sich ohne große Probleme einzufinden. Letzterer habe den Anruf von Nagelsmann erst für einen Fake-Anruf gehalten. „Ich habe dann aber relativ schnell die Stimme erkannt und es war nur noch pure Vorfreude. Ich habe mich dann auch bei Fülle gemeldet und mich so ein bisschen erkundigt“, erzählt Ducksch, der zwei Jahre mit Füllkrug bei Werder Bremen zusammengespielt hatte und bis heute ein freundschaftliches Verhältnis zu ihm pflegt.

Nach der ersten Laufrunde auf dem Frankfurter Rasen rappte Kontra K schließlich die letzten Zeilen, dann wurde die Musik abgedreht. Schließlich ist Erfolg kein Glück, sondern harte Arbeit. Und die forderte Nagelsmann anschließend von seiner Mannschaft. „Das Training ist sehr anspruchsvoll, es findet viel im Kopf statt und es gibt viele zusätzliche Aufgaben und Regeln. Der Trainer möchte uns fördern und fordern“, sagte Füllkrug.

Bis auf die angeschlagenen Mats Hummels, Chris Führich und Leon Goretzka war die Mannschaft vollständig. Hummels drehte am Dienstag eine Laufrunde, Goretzka absolvierte eine individuelle Einheit. Ob die beiden bis zum Türkei-Spiel einsatzfähig sind, war noch unklar. Führich wird indes aufgrund von Anzeichen eines Infekts doch nicht nachträglich anreisen.

Nagelsmann möchte besonders das Abwehrverhalten verbessern

Bundestrainer Nagelsmann hatte angekündigt, sich rund um die letzten beiden EM-Tests in diesem Jahr im Training primär um defensive taktische Belange kümmern zu wollen. Zunächst ließ er seine Spieler aber Umschaltaktionen aus engen, meist zentralen, Räumen heraus, trainieren. Darauf folgten Flanken und das Abwehrverhalten bei hohen Bällen. Nach einer knappen Stunde packte Nagelsmann schließlich die Taktiktafel aus und stellte seine Spieler, womöglich mit einem größeren Defensivschwerpunkt als zuvor, auf das Abschlussspiel ein.

Ich glaube, in so einer Form kann Duckschi jeder Mannschaft helfen.

Niclas Füllkrug, deutscher Nationalspieler, über Marvin Ducksch.

Auch wenn Füllkrug und Ducksch in diesem zunächst nicht gemeinsam als Doppelspitze zum Einsatz kamen, könnte diese Variante eine für die Zukunft sein. Sollte Ducksch, der sich selbst noch eine Straßenfußballer-Mentalität zuschreibt, seine starke Form auch im Nationalteam zeigen können, wäre er eine interessante Option hinter oder auch neben dem gesetzten Füllkrug. „Ich glaube in so einer Form kann Duckschi jeder Mannschaft helfen“, sagte dieser, der aufgrund der gemeinsamen Zeit in Bremen auch im Nationalteam einen Vorteil sieht.

„Ich glaube, dass wir zwei sehr verschiedene Stürmertypen sind. Duckschi ist ein Stürmer, der sehr sauber spielt und eine gute Übersicht hat und ich bin schon jemand, der sich auch in Zweikämpfen und Luftduellen sehr wohlfühlt, der eine gute Strafraumbesetzung hat“, so Füllkrug, für den diese beiden Stürmertypen sehr gut harmonieren. „Wir haben eine extreme Verbindung auf dem Platz zusammen aufbauen können, die ich so mit keinem anderen Spieler in meiner Karriere bisher hatte.“

Ob die beiden gegen die Türkei gemeinsam in der Startelf stehen, ist allerdings unwahrscheinlich, auch wenn Dortmunds Füllkrug versicherte: „Wir können das noch.“ In Nagelsmanns Planung habe das DFB-Team ihm zufolge aber genug damit zu tun, „erst einmal ein System zu perfektionieren“. Und in dem würde wohl nur einer der beiden als Stoßstürmer Platz finden.

Trotzdem herrschte am Dienstag auch dank des ehemaligen Sturmduos bei Werder Bremen eine gute Stimmung auf dem Rasen, begleitet vom nötigen Engagement und Ehrgeiz. Eine vielversprechende Mischung, die nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz ein Gewinn für die deutsche Nationalmannschaft ist.