Gruppenfinale in der Europa League: Der 1. FC Union braucht einen Sieg für das nächste Highlight
Große Rechenkünste brauchen sie beim 1. FC Union nicht. Die Ausgangslage ist klar vor dem letzten Gruppenspiel in der Europa League am Donnerstagabend (21 Uhr, RTL+) bei Royale Union St. Gilloise. Der Tabellenführer der Bundesliga braucht mit ziemlicher Sicherheit einen Sieg, um sich für die Zwischenrunde zu qualifizieren und dort gegen einen ganz großen Namen des europäischen Fußballs einen weiteren Höhepunkt der Vereinsgeschichte erleben zu können.
Dass Union als Gruppenzweiter in den letzten Spieltag geht, ist nach dem Fehlstart in die Europa League bereits ein kleiner Erfolg. „Wir hatten nach den zwei Niederlagen das Messer am Hals“, sagte Trainer Urs Fischer. „Aber die Mannschaft hat Charakter gezeigt und drei Spieltage später stehst du auf Platz zwei. So schnell geht es im Fußball.“
Dass Union bei der dritten Europapokalteilnahme der Vereinsgeschichte erstmals international überwintert, steht bereits fest, die Frage ist nur: in welchem Wettbewerb? Der Gruppenzweite bleibt in der Europa League, der Dritte steigt ab in die Conference League.
Unabhängig davon haben sich die Berliner auch durch ihre internationalen Auftritte den Respekt der Konkurrenz verdient. „Es ist schön, so viele deutsche Klubs in Europa weiterkommen zu sehen“, sagte Bayern Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic. „Was die Jungs für eine Arbeit machen, nicht nur bei Union Berlin und in Freiburg, sondern auch in Frankfurt – da muss man der Bundesliga einfach ein Kompliment machen.“ Sieben der acht deutschen Europapokalteilnehmer spielen auch im neuen Jahr sicher international, der 1. FC Köln kann am Donnerstag in der Conference League nachziehen.
Union hat vor dem letzten Gruppenspieltag alles selbst in der Hand. Durch den Sieg im direkten Duell mit Sporting Braga vor einer Woche haben die Berliner zwei Punkte Vorsprung auf die Portugiesen. „Wenn wir sicher in der Europa League überwintern wollen, müssen wir das Spiel gewinnen“, sagte Fischer. Ein Unentschieden würde aufgrund des schlechteren Torverhältnisses nur reichen, wenn Braga ebenfalls nicht gewinnt. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich. Denn die Portugiesen spielen gegen Malmö FF und die Schweden sind als punktloses Schlusslicht bereits ausgeschieden.
Doch auch für Unions Gegner geht es am Donnerstag um nicht viel mehr als die Siegprämie der Uefa und das gute Gefühl. Dass St. Gilloise bereits als Gruppensieger feststeht, ist eine ziemliche Überraschung. Die Belgier galten eigentlich als schwächstes der vier Teams, sind aber noch ungeschlagen und haben zum Auftakt 1:0 in Berlin gewonnen. Als Gruppensieger steht die Mannschaft aus Brüssel bereits im Achtelfinale. Es ist durchaus damit zu rechnen, dass Trainer Karel Geraerts beim Tabellenvierten der belgischen Liga etwas rotiert. Allerdings muss Union in Leuven, wo St. Gilloise seine Europapokalspiele austrägt, wegen einer Strafe der Uefa ohne die Unterstützung seiner reisefreudigen Fans auskommen.
Verteidigen die Berliner Rang zwei in der Gruppe, bekämen sie es in der Zwischenrunde der Europa League am 16. und 23. Februar zuerst auswärts vermutlich mit einem europäischen Schwergewicht zu tun. Mögliche Gegner sind der FC Sevilla, Ajax Amsterdam, Sporting Lissabon, der FC Salzburg, Schachtar Donezk, Juventus Turin und der FC Barcelona. Ein Gastspiel im Camp Nou oder beim italienischen Rekordmeister wäre für Spieler wie Fans ein weiterer Höhepunkt, den vor ein paar Jahren niemand für möglich gehalten hätte.
In der Conference League sind mit dem AC Florenz oder Urs Fischers ehemaligem Klub FC Basel zwar auch ein paar attraktive Mannschaften vertreten, ganz so glanzvoll klingen die Gegner dort aber nicht. Ausgelost werden die Duelle der Zwischenrunde beider Wettbewerbe am kommenden Montag in Nyon (ab 13 Uhr).
Zudem ist die Europa League finanziell deutlich lukrativer. Schon jetzt hat Union allein an Uefa-Prämien in etwa so viel Geld eingenommen wie in der vergangenen Saison in der Conference League insgesamt. Zum Startgeld von 3,63 Millionen Euro kommen für die bisherigen drei Siege in der Gruppenphase je 630.000 Euro. Mit einem Erfolg gegen St. Gilloise und dem damit verbundenen Erreichen der Zwischenrunde als Gruppenzweiter hätten die Berliner bereits 7,2 Millionen Euro kassiert. Dazu kommen Einnahmen aus dem Ticketverkauf und aus dem TV-Marktpool, die sich Union mit dem SC Freiburg teilen muss.
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