Erdbeben-Drama in Marokko: Über 1000 Menschen sterben bei Mega-Beben

In der Nacht zum Samstag bebt in Marokko die Erde. Hunderte sterben, doch das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht klar. In Deutschland und anderen Ländern bereiten sich Hilfskräfte auf einen möglichen Einsatz vor. Die Zeit drängt.

Ein schweres Erdbeben hat Marokko erschüttert – die Zahl der Toten stieg am Samstagnachmittag auf mehr als 1000. Die Naturkatastrophe richtete schwere Schäden in Teilen des nordafrikanischen Landes an. In Gebieten vom Atlasgebirge bis zur Altstadt von Marrakesch wurden Gebäude teils völlig zerstört und berühmte Kulturdenkmäler beschädigt. In Deutschland und anderen Ländern bereiteten sich Hilfskräfte auf Rettungseinsätze vor.

Die Vorbereitungen des Technischen Hilfswerks (THW) liefen bereits, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. “Sobald wir mehr Informationen haben, welche Hilfe konkret benötigt wird, können wir unsere Spezialisten nach Marokko entsenden.” Einem Sprecher des THW zufolge sind etwa Bergungsteams oder Wasseraufbereitungsanlagen denkbar.

Erdbeben der Stärke 6,9 erschüttert Marokko – Behörden melden über 800 Todesopfer

Die Lage sei noch sehr unübersichtlich, teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit. “Fest steht aber, die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen nun dringend humanitäre Hilfe”, sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter laut einer Mitteilung. Das Hilfswerk Action Medeor stand nach eigenen Angaben mit Partnerorganisationen in Kontakt.

Das Beben ereignete sich Freitagnacht um 23.11 Uhr Ortszeit und dauerte mehrere Sekunden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6,9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dem USGS zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich.

Panik in Marrakesch, Agadir und Casablanca – Videos zeigen zahlreiche zerstörte Gebäude

Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben in Marrakesch, Agadir und anderen Städten bei Bewohnern Panik aus. Wie die Zeitung “Le Matin” berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren.

Marokkaner posteten Videos, auf denen zu Schutt zerfallene Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen sind, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigen schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Das Beben war Berichten zufolge auch in Portugal und Algerien zu spüren.

Leichte Entwarnung? Nachbeben laut Experten offenbar weniger stark

Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, bestätigte, dass die Nachbeben weniger stark seien. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte er der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.

Bundeskanzler Olaf Scholz geschockt nach Erdbeben-Drama in Marokko

Bundeskanzler Olaf Scholz drückte sein Mitgefühl aus. “Das sind schlimme Nachrichten aus Marokko”, erklärte der SPD-Politiker auf der Plattform X (früher Twitter). “In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen dieser Naturkatastrophe.” Scholz hält sich derzeit für den G20-Gipfel in der indischen Hauptstadt Neu Delhi auf.

Europäische Union bietet Marokko Hilfe an

Die Europäische Union bot Marokko Hilfe an. “Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen”, schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel über den Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften. Michel äußerte sich ebenfalls vom G20-Gipfel.

Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.

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sba/news.de/dpa