Ein Stück vom Glück: Sotheby’s versteigert den Nachlass von Udo Jürgens

In die Schuhe von Udo Jürgens braucht niemand zu schlüpfen – den meisten wären sie ohnehin zu groß. Der Entertainer hat Spuren im Showbusiness hinterlassen, die schwer zu füllen sind. Dennoch kann man nun ein Paar Schuhe des Sängers, seinen Hugo-Boss-Anzug oder eine rot-schwarze Smokingjacke erwerben, und wer das zehn Jahre nach Jürgens‘ plötzlichem Herztod zwischen zwei Auftritten in der Schweiz ein bisschen schräg findet, dem sei gesagt: Es handelt sich um Devotionalien. Versteigert werden sie für karitative Zwecke.

Ein silberner Bambi von 1970

Fast alles ist seinen Fans vertraut, Udo Jürgens trug die Sachen auf der Bühne. Die dunklen Steppschuhe aus Leder ebenso wie den berühmten weißen Bademantel, in dem er Zugaben an einem Flügel aus transparentem Acryl gab. Das alles wird nun ebenfalls vom Kölner Auktionshaus Sotheby’s angeboten, genau wie der silberne Bambi von 1970 oder „Udos personalisierter Montblanc-Füller mit Gravur von 1984“ – für geschätzte 100-200 Euro.

Mindestens 150 Euro soll jener Adidas-Bademantel bringen, den die deutsche Fußballmannschaft für Jürgens signierte. Die Unterschriften stehen auf dem Rücken.

© Adidas, signed by German Footballers

Man muss kein Hellseher sein, um die Preise während der einwöchigen Auktion ab dem 23. Januar nach oben schießen zu sehen. Bei 1000-1500 Euro für den Schreibtisch aus Mahagoni wird es ebenso wenig bleiben wie bei den geschätzten 200 Euro für das Paar Schuhe. Anderes spielt gleich in einer höherpreisigen Liga: Für Jürgens‘ Bentley sind mindestens 50.000 Euro angesetzt, das durchsichtige Grand Piano liegt bei 20.000-30.000 Euro. Die 15 Einstecktücher aus Seide sind auf 100 Euro taxiert, doch auch hier werden Interessierte am Ende tiefer in die Taschen greifen müssen.

Zwei Bambis von 1984 und 1999, die Auszeichnung für den wichtigsten deutschen Medienpreis, werden auf 5000-7000 Euro geschätzt.

© sotheby’s

Den Charismatiker umschwärmten Konzertbesucher und -besucherinnen überall auf der Welt, Jürgens gab Konzerte in Belgien, Holland, Japan und Australien. Kein Wunder, dass Sotheby’s eine Online-only-Auktion anberaumt, bei der man global mitbieten kann. Zuvor wandern die Objekte von München über Wien nach Köln zur Vorbesichtigung, zu sehen ist dann auch die Kunst, für die sich der Sänger interessierte: Bilder von Max Pechstein, Markus Lüpertz, Joan Miró – und seinem Bruder Manfred Bockelmann, der mit vier abstrakten Gemälden vertreten ist (je 2000-3000 Euro).

Aus der Familie kommt auch der Nachlass, die rund 100 Objekte als künstlerisches Vermächtnis an die Fans weitergeben wollen, um die Udo Jürgens Stiftung zu unterstützen. Sie setzt sich für Kinder ein, die ohne Bezugsperson aufwachsen und fördert außerdem Nachwuchskünstler. „Merci Chérie“.