Doku über Brad Pitt: Wer kann dazu schon nein sagen?
Der Film „Thelma & Louise“ 1991. Ein junger Mann steigt in den Wagen von Thelma Dickinson (Geena Davis). Kurze Zeit sehen wir den Waschbrettbauch des Mannes im Motelzimmer in epischer Länge und Größe. Eine Szene, für die sich Regisseur Ridley Scott drei Tage Zeit genommen haben soll. Die Geburtsstunde des „Sexiest Man Alive“: Brad Pitt. Und der Frage: Ist dieser Titel Fluch oder Segen für den Schauspieler?
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Das möge jeder für sich entscheiden nach Ansicht der sehenswerten Doku „Brad Pitt – Die Revanche eines Sexsymbols“ (Arte, 1.9., 22.15 Uhr und Arte Mediathek), die den ganzen Starrummel um „Brangelina“ auch derzeit wieder bei den Filmfestspielen in Venedig, besser verstehen lässt. Die französische Doku beschreibt die Konstruktion, Dekonstruktion und Aussöhnung eines Stars mit seinem Image (die Schlammschlacht mit seiner Ex-Frau Angelina Jolie wird nur spät angedeutet).
Den Weg eines Jungen, Jahrgang 1963,der als ältestes von drei Kindern streng religiöser Eltern mit zehn im Mittleren Westen das Kino, vor allem den Western, für sich entdeckte, später das Studium schmiss, sich ins Auto setzte, in Hollywood Komparsenrolle suchte und nach und nach seinen Traum vom Schauspielerleben erfüllte.
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„12 Monkeys“, „Ad Astra“, „Fight Club“, „Seven“, „Inglorious Basterds“, „Snatch“ – in seiner mehr als 30-jährigen Karriere hat Brad Pitt eine Vielzahl herausragender Filme gedreht, mit den besten Regisseuren, bis hin zu seinem ersten Oscar als bester Nebendarsteller in Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“ 2020.
Wie wurde er nur zum Sexsymbol?
Doch immer wieder wird er in Talkshows und Film-Promos auf das Image dieses blonden Cowboys aus „Thelma & Louise“ angesprochen. Er wurde ungewollt zum Sexsymbol des amerikanischen Mittelwestens und hat immer wieder gegen dieses Klischee angekämpft, auch gegen die Versuchungen der eigenen Eitelkeit.
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Ein „Debakel“ nennt das Pitt in einem Interview. Erst spät hat er gelernt, damit umzugehen – und offen eingestanden, 30 Jahre heftigst Alkohol konsumiert zu haben. Ein Mut, der ihn auch als Produzent mit seiner Firma „Plan B“ das unabhängige amerikanische Filmschaffen fördern ließ, ähnlich wie Robert Redford.
Sexappeal und Glamour? Ja, aber mit viel Selbstironie, Rebellion und Kraft, eingeschlagene Pfade zu verlassen. Irgendwo zwischen Rocky Balboa und Buster Keaton, wie es zu Pitts Rolle im Film „Snatch“ heißt. Die Doku zeigt einen Menschen, der seiner Leidenschaft für die Kunst folgt und das eben auch in „hässlichen“ Rollen wie in „Fight Club“, ohne Hollywood Bling.
Apropos, Pitts Waschbrettbauch ist gefühlt 20mal in dieser Doku zu sehen. Aber wer ihn mit Mitte, Ende 50 noch so zeigen kann, wie in „Once Upon a Time…“ hat vieles richtig gemacht.