Die Spur führt wieder nach Italien
Die letzte Frage an den Trainer drehte sich um Krzysztof Piatek. Und vielleicht war es wirklich die allerallerletzte Frage, die Sandro Schwarz, der Trainer von Hertha BSC, je zu ihm gestellt wurde. Besonders ergiebig fiel seine Antwort nicht aus. Man kenne die Situation; man schaue, was bis zum 1. September noch passiere. „Alles andere werden wir dann sehen.“
Die Personalie Krzysztof Piatek spielt sich beim Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC schon länger im Vagen und Ungefähren ab. Der 27-Jährige ist zwar noch da, aber eben auch nicht mehr richtig. In dieser Saison stand der Pole nur einmal – beim Pokalaus gegen Eintracht Braunschweig – im Kader. Piatek ist weder Stamm- noch Ersatzspieler. Er ist ausschließlich: Wechselkandidat.
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Richtig glücklich ist der Stürmer in Berlin nie geworden, seitdem er im Januar 2020 für 24 Millionen Euro vom AC Mailand gekommen ist. Treibende Kraft hinter diesem Transfer war der damalige Trainer Jürgen Klinsmann mit seinen „Think big“-Träumen vom künftigen Weltverein Hertha. „Große Chance auf Mehrwert“, bescheinigte er Piatek in seiner geleakten Kaderanalyse für den Investor Lars Windhorst.
Das Gegenteil war der Fall: Piatek hat Hertha vor allem viel Geld gekostet, nicht nur wegen seiner stattlichen Ablöse, sondern vor allem wegen seines stattlichen Gehalts. Angeblich soll er – bei einem Vertrag bis 2025 – 4,5 Millionen Euro pro Jahr verdienen.
Kein Wunder, dass Hertha händeringend einen Abnehmer für ihn sucht.
In der Vorsaison war er an Florenz verliehen
Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison hat Piatek auf Leihbasis für den AC Florenz gespielt. Und auch aktuell weist die Spur wieder nach Italien. Nachdem sich die Optionen Borussia Dortmund (als Ersatz für den erkrankten Sébastien Haller) und FC Kopenhagen zerschlagen haben, ist kurz vor Ende der Transferperiode das Interesse von US Salernitana, dem Klub des früheren Münchners Franck Ribéry, bekannt geworden. Die Angelegenheit soll bereits weit gediehen sein.
Am Mittwochnachmittag fehlte Piatek jedenfalls beim Training von Hertha BSC. Genau wie Deyovaisio Zeefuik. Auch bei ihm bahnt sich auf den letzten Drücker noch ein Wechsel an. Der Niederländer war vom Training freigestellt.
Zeefuik steht seit 2020 bei Hertha unter Vertrag. Rund vier Millionen Euro ließen die Berliner sich die Verpflichtung des Rechtsverteidigers vom FC Groningen kosten, der seinerzeit als einer der besten der Ehrendivision galt. Doch auch Zeefuik konnte die Erwartungen nicht erfüllen.
Insgesamt bestritt er 35 Pflichtspiele für Hertha, das letzte Ende Juli im Pokal gegen Braunschweig, als er in der Verlängerung eingewechselt wurde. Wie Piatek war auch Zeefuik bereits in der Vorsaison ausgeliehen. In der Rückrunde stand er beim englischen Zweitligisten Blackburn Rovers unter Vertrag.
Piatek ist in Italien immer noch gefragt
Krzysztof Piatek genießt in Italien offenbar immer noch einen guten Ruf. Salernitana, aktuell Tabellenelfter, wäre nach dem CFC Genua, Milan und Florenz bereits Piateks vierter Klub in der Serie A. Im Gespräch ist eine Leihe bis zum Saisonende mit anschließender Kaufoption.
Es sind die gleichen Modalitäten wie beim AC Florenz. Piatek hatte dort einen guten Start, schoss den Klub ins Halbfinale der Coppa Italia und erzielte in den ersten neun Pflichtspielen immerhin sechs Tore. Nachdem aber in den restlichen neun Begegnungen bis zum Saisonende kein weiteres hinzugekommen war, verzichtete Florenz auf eine feste Verpflichtung.
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Auch bei Hertha haben sie keine rechte Verwendung mehr für Piatek. Der Pole ist ein reiner Strafraumstürmer mit einem überragenden Abschluss. Doch um diese Fähigkeit wirklich ausspielen zu können, muss er auch in die richtige Position gebracht werden. Das ist Hertha nur selten gelungen. Auch für den Fußball, der Trainer Schwarz vorschwebt, ist Piatek nur bedingt geeignet.
In 58 Pflichtspielen für Hertha hat der Mittelstürmer 13 Tore erzielt, sein vorerst und vielleicht für immer letztes im vergangenen Oktober, beim 2:0-Sieg gegen den SC Freiburg. Im Dezember, bei der 0:4-Niederlage in Mainz, ist er zuletzt für die Berliner zum Einsatz gekommen, kurz zuvor, beim Derby in der Alten Försterei, stand er noch in der Startelf.
Großen Mehrwert würde Piateks Wechsel nach Salernitana Hertha nicht bescheren – aber zumindest eine nennenswerte Gehaltseinsparung. Der ursprüngliche Plan des Klubs war es, nach seinem Weggang noch einen Stürmer zu verpflichten. Die Frage ist nun: Reicht dazu die Zeit? Am Donnerstag um 18 Uhr ist alles vorbei.