Die Kinostarts der Woche: Was gibt es außer nackten Männerbeinen in Römerröckchen?

Der Gladiator geht in die zweite Runde, die Franzosen feiern Weihnachten, es gibt Neuigkeiten aus Lappland und Großstädter*innen sind frustriert beim Daten: Diese und noch mehr Geschichten bestimmen diese Woche die Kinostarts.

Den Vorwurf, es sei einseitig auf der Leinwand, kann man also nun wirklich nicht machen. Bleibt einem nur noch die Qual der Wahl! Aber da können wir helfen.

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1 Gladiator II

Armes ewiges Reich. In Rom herrschen um 200 A.D. gleich zwei irre Caesars auf einmal – die Brüder Geta (Joseph Quinn) und Caracalla (Fred Hechinger) schlagen die Zeit mit Brot, Spielen, Wein und dem Blut der anderen tot. Zum Volkshelden geworden ist ihr langer Arm Marcus Acacius (Pedro Pascal) – er konnte in Numidien den furchtlosen Krieger Lucius Verus (Paul Mescal) erbeuten, und will den Trauernden, dessen Frau von Acacius‘ Soldaten ermordet wurde, nun zum Gladiator ausbilden lassen. Lucius erregt die Aufmerksamkeit von Macrinus (Denzel Washington), und es kommt, wie es kommen muss: Macrinus zwingt ihn, bei einem Gladiatorenwettbewerb im Kolosseum seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Es ist also alles wie üblich im Monumentalfilm: Starke Männer, deren einzige Schwäche die Liebe zu einer Frau sein darf, zeigen Bein im Römerröckchen. Regisseur Ridley Scott hat mit diesem Film hat das Kolosseum nochmal auf ein anderes, nämlich submarines Level gehievt. In einer Szene meucheln die Crews zweier Kampfschiffe sich in der mit Wasser gefluteten Arena. Die historische Genauigkeit sei sich dabei geschenkt.

Richtig ärgerlich ist das Generische der Gewalterzählung: Ist das – jetzt durch CGI – exakt dargestellte Abhacken von Körpergliedern oder das bestialische Erschlagen eines Menschen wirklich kinematisch so großartig, dass man es zeigen und vor allem sehen will? Das Motto „Ehre und Stärke“, das Lucius am Ende seinen Männern verklickert, hat noch nie etwas gebracht. Ein solches Motto zu heroisieren, anstatt es zu entlarven, ist die große Schwäche des Films. Hier gehts zur ausfühlichen Kritik. Jenni Zylka

2 Motel Destino

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14 Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Und die Covid-Pandemie, das „soziale Virus“, wie es in diesem Film einmal genannt wird, ist auch nicht lange her. Vor diesem Hintergrund findet „Die Einsamkeit der Großstädter*innen“ von Sobo Swobodnik statt. Der Film ist eher Essay zwischen Fiktion und Dokumentation als Spielfilm.

Wir begleiten Karate (Margarita Breitkreiz) beim Onlinedating in Berlin. Sie swiped, dann chattet oder telefoniert sie mit einer Frau, manchmal treffen sie sich, nicht immer funkt es, next. Zwischen den Dates fährt die Kamera zu einem melancholischen Wave-Song durch Berlin bei Nacht, einladendes Licht hinter abweisenden Häuserfassaden.

Das wiederholt sich zehn Mal, da zehn Dates, und ermüdet etwas. Bei den Dates philosophieren die Protagonistinnen über Onlinedating, zitieren Ovid oder werfen durchaus spannende Fragen auf. Die Dialoge sind überwiegend echten Chats entnommen. Statt das Thema erlebbar zu machen, bleibt der Film leider auf der theoretischen Ebene. Cristina Plett

4 Is Anybody There?

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„Das sind nicht mehr meine Kinder“ schimpft Alain (Didier Bourdon) am Weihnachtsabend. Zuvor wurde seine Stopfleberpastete und seine Art der Mülltrennung von seinen Öko-Sprösslingen kritisiert. Man fragt sich, ob er seine Kinder heute zum ersten Mal getroffen hat, oder ihm vorher nie aufgefallen ist, welche von ihnen recht unüberhörbar kommunizierten Überzeugungen sie an den Tag legen.

Das Drehbuch möchte bei dieser Weihnachtskomödie aber nun mal ein turbulentes Fest mit Generationskonflikten, und deshalb kommen ausgerechnet jetzt alle Probleme auf den Tisch: Der Sohn hat sein Studium aufgegeben und ist nun Gamer, die jüngste Tochter hat ein Schwein adoptiert, die älteste Tochter Sarah und ihr Partner Balthasar (Alice Daubelcour, Christophe Montenez) wollen unnötigen Konsum verhindern und Mutter Carole (Noémie Lvovsky) ist zu karriereorientiert.

Dieses Setting könnte unterhaltsames Kinovergnügen bedeuten – wenn die Figuren nicht so eindimensional wären und ihre Diskussionen um oben genannte Konflikte nicht so unermüdlich auf der Stelle trampeln würden. Silvia Silko

6 Des Teufels Bad

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„Du bist wie ein Wurm. Wenn Du überfahren wirst, sagst Du nur: Jetzt bin ich Matsch!“ Und das ist noch das Aufbauendste, das Niina von ihrer Familie zu hören bekommt. Außer ihrem Opa nimmt keiner die etwas tollpatschige, junge Mutter ernst, die von ihrem gewalttätigen Mann nicht loskommt. Die Frage, der Regisseurin Miia Tervo in ihrem Film nachgeht, lautet: „Was tue ich, wenn jemand meine Grenzen verletzt?“ Und sie meint damit nicht nur die persönliche Ebene.

Tervo verschränkt Niinas Geschichte mit der Weltpolitik. Es ist 1984 und die Regierung in Helsinki versucht den Skandal eines fehlgeleiteten sowjetischen Marschflugkörpers gegenüber der eigenen Bevölkerung herunterzuspielen. Niina, die sich eher zufällig zur Investigativreporterin entwickelt hat, regt das auf.

Sie sagt „nein“ dazu, ihre Recherchen aufzugeben und übt dabei auch privat „nein“ zu sagen. „Neuigkeiten aus Lappland“ bietet jenen liebevoll schrägen Humor, den man von finnischen Filmen erwartet und wirft nebenbei die wichtige Frage auf, wie man sich verhalten soll, wenn man sich 1.300 km Grenze mit Russland teilt. Ingolf Patz