Die große Sehnsucht: Schafft es Hertha BSC endlich ins Pokalfinale?

Hertha BSC ist in der Zweiten Liga im Aufwind und seit sechs Pflichtspielen ungeschlagen. An diesem Mittwoch empfangen die Berliner im Achtelfinale des DFB-Pokals den HSV. Sollte die Mannschaft von Trainer Pal Dardai das Duell für sich entscheiden, wären es nur noch zwei Schritte bis zum Pokalfinale im Olympiastadion.

In unserer Serie „3 auf 1“ schätzen drei Experten ein, ob es Hertha endlich gelingen kann, ins Pokalfinale 2024 im eigenen Stadtion einzuziehen. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.


Es muss vieles mitspielen – Zufall und Glück

Seriös beantworten lässt sich diese Frage eigentlich nicht. Ja, es ist möglich. Das habe ich selbst erlebt, als wir 1992/93 mit der zweiten Mannschaft von Hertha das Finale erreicht haben. Aber dafür muss vieles mitspielen, auch Zufall oder Glück.
Glück hatten wir. Es fing schon damit an, dass wir in der ersten Runde ein Freilos hatten. Und von unseren nächsten fünf Gegnern spielte nur einer, der 1. FC Nürnberg, in der Bundesliga. Viele große Klubs waren früh ausgeschieden, genau wie jetzt.

Nur noch sechs Erstligisten sind im Achtelfinale vertreten. So wenige waren es zuletzt 1992/93, als wir erst im Finale gegen Leverkusen auf den ersten Hochkaräter trafen.

Natürlich hat uns das geholfen. Genauso wie das Heimrecht, das wir als Amateure automatisch hatten. Auch jetzt spielt das für Hertha eine Rolle, schon an diesem Mittwoch gegen den HSV. Noch wichtiger wäre es in den nächsten Runden. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob du gegen Borussia Dortmund auswärts antreten musst oder zu Hause spielen darfst.


Bayern raus, Leipzig raus – die Voraussetzungen sind eigentlich günstig

Fast 30 Jahre lebt Pal Dardai inzwischen in Berlin. Ebenso lange ist er Herthaner, erst als Spieler, inzwischen als Trainer. „Ich habe aufgehört zu träumen“, hat er vor dem Achtelfinale gegen den HSV gesagt. „Irgendwelche Versprechungen ,Jetzt gewinnen wir den deutschen Pokal‘: Das bringt nichts.“

Dardai spricht aus Erfahrung. 2002 ist er mit Hertha am damaligen Regionalligisten Holstein Kiel gescheitert. Allerdings stand er mit seinem Team auch schon im Halbfinale gegen Dortmund.
Herthas Trainer wohnt in der Nähe des Olympiastadions. Wenn er am Finalwochenende all den Fans der Finalisten über den Weg läuft, leidet er ganz besonders. Auch deshalb geht er den Wettbewerb mit maximaler Ernsthaftigkeit an.

Und die Voraussetzungen sind günstig: So wenige Erstligisten im Achtelfinale gab es zuletzt, als Dardai noch in seiner ungarischen Heimat lebte. Die Bayern und Leipzig sind schon raus, mit Dortmund oder Stuttgart wird es einen weiteren Topklub erwischen.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Das Problem ist: In Stuttgart, St. Pauli und Saarbrücken sehen sie das vermutlich genauso.


Hertha ist nicht stabil genug

Im DFB-Pokal hat es in der Vergangenheit immer wieder unterklassige Mannschaften gegeben, die relativ weit gekommen sind. Warum sollte das diesmal nicht Hertha sein?

Die Sehnsucht, endlich das Finale im eigenen Stadion zu erreichen, ist jedenfalls riesig. Vor allem bei Pal Dardai. Die Blamagen gegen unterklassige Gegner, die früher typisch für Hertha waren, hat es unter ihm als Trainer noch nicht gegeben.

Ein wichtiger Faktor ist natürlich der Heimvorteil. Das hat man in der zweiten Runde gegen Mainz gesehen, das wird auch im Achtelfinale gegen den HSV eine Rolle spielen. Da traue ich Hertha das Weiterkommen schon zu.

Und ab dem Viertelfinale, mit einem vollen Olympiastadion im Rücken, kannst du auch als Zweitligist gegen bessere Gegner bestehen. Aber auswärts in Dortmund, in Stuttgart oder in Leverkusen?

Dazu ist Hertha nicht stabil genug. Sowohl der Mannschaft als Ganzes als auch einzelnen Spielern fehlt noch die Konstanz über 90 Minuten. Ob ich Hertha also den Einzug ins Finale zutraue? In letzter Konsequenz eher nein. Leider.