Was nicht passt, wird passend gemacht
Sascha Mölders kommt aus dem Ruhrgebiet. Er ist in Essen geboren, und wenn man ihm, wie vielen Menschen aus dem Ruhrgebiet, einen gesunden Pragmatismus unterstellt, ist das sicher keine Beleidigung: Muss nicht schön aussehen, Hauptsache, funktioniert.
So ähnlich dürfte sich das Mölders am Dienstag gedacht haben, als er in der Kabine des TSV 1860 München das Trikot für das Pokalspiel gegen Schalke 04 gesehen hat. Auf der Brust standen – wie bei wichtigen Begegnungen inzwischen üblich – die Rahmendaten des Spiels: Wettbewerb, Paarung, Ort und Datum. Aber so wollte oder konnte Mölders, der Stürmer der Münchner, sich natürlich nicht in der Öffentlichkeit blicken lassen.
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„Ich bin ein Essener Junge“, hat er später bei Sky erklärt. „Da tu ich mich schwer, wenn Schalke 04 auf meinem Trikot steht.“ Also hat Mölders den Namen des Gegners kurzerhand mit handelsüblichem Tape überklebt. Sah nicht schön aus, aber …
36 ist Mölders inzwischen. Er hat eine ordentliche Karriere hinter sich, mit Stationen beim MSV Duisburg, dem FSV Frankfurt, FC Augsburg und jetzt 1860. Sein Herzensverein aber wird immer Rot-Weiss Essen bleiben, der Traditionsverein aus dem Pott, dessen Anhang mit dem S04 eine innige Feindschaft verbindet.
Und Obwohl Sascha Mölders schon lange mit dem Fußball seinen Lebensunterhalt verdient, ist er in erster Linie Fan – Fan von RWE, aber auch Fan des Fußballs an sich. Das hebt ihn heraus aus der Armee der glattgebügelten Profis, die Angst haben, auf ihrem Instagram-Account ein falsches Wort zu posten.
Mölders selbst nennt sich inzwischen „Die Wampe von Giesing“. Es sei „ja nun mal Fakt, dass ich einen Bauch habe“, sagt er. Und das wiederum kommt nicht von ungefähr, weil es bei Mölders nach einem Spiel eben auch mal eine Riesenpizza und ein paar Weißbier sein dürfen: „Bier schmeckt mir schon sehr gut.“
Mölders ist ein Fußballprofi mit der Haltung und dem Körper eines Kreisligakickers. Dass eine Karriere wie seine überhaupt noch möglich ist, tröstet irgendwie auch alle Kreisligakicker im Körper eines Kreisligakickers. Aber Mölders hat eben nicht nur eine ordentliche Plauze, sondern auch ein mehr als ordentliches Gefühl im Fuß. Und er macht das alles in fortgeschrittenem Alter nicht, weil er es muss. Sondern weil er es will.
Vor allem aber macht Mölders es immer noch so gut, dass 1860 nur schwer auf ihn verzichten kann. Am Dienstag gegen seinen speziellen Lieblingsverein Schalke 04 bereitete er das 1:0 für seine Mannschaft vor. Es war das Tor, das den TSV 1860 München und seinen Stürmer Sascha Mölders zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder ins Achtelfinale des DFB-Pokals beförderte.