Die deutschen Basketballer reisen mit viel Rückenwind nach Köln
Geburtstagskind Franz Wagner ließ sich beim geselligen Abendessen von seinen Teamkollegen feiern, Kapitän Dennis Schröder heizte die Stimmung am Tisch immer wieder lautstark an: Nach der Machtdemonstration gegen Europameister Slowenien reisen Deutschlands Basketballer mit viel Selbstvertrauen und bester Laune nach Köln, wo bei der EM-Vorrunde der Grundstein für die erste Medaille seit 2005 gelegt werden soll. Das 90:71 über Slowenien und Superstar Luka Doncic entfachte im deutschen Team zumindest kurz das Gefühl: So können wir jeden schlagen! Zu beweisen wäre das schon am Donnerstag (20.30 Uhr/Magentasport) zum EM-Start gegen Frankreich.
Kapitän Schröder, der das Amt vor wenigen Wochen vom aussortierten Robin Benzing übernahm, warnte direkt: „Die EM ist noch einmal eine ganz andere Liga. Wir müssen das runterspülen und ready sein für die EM. Weil das wird in der Bombengruppe mit Slowenien, Frankreich und Litauen noch einmal eine andere Liga.“ Mit Schröder als Spielmacher, Franz Wagner als extrem vielseitigem Flügel und Johannes Voigtmann in der Mitte hat Bundestrainer Gordon Herbert trotz zahlreicher prominenter Ausfälle das Gerüst gefunden, das ihn durch die EM tragen soll.
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Bevor es am Dienstagvormittag per Flug von München nach Köln geht, gab es einen letzten Entspannungstag für Schröder und die stolzen Kollegen. Mehr als Regeneration und ein gemeinsames Abendessen standen zunächst nicht auf dem Programm. Die kommenden Wochen werden mit theoretisch möglich neun Spielen in 18 Tagen vollgepackt genug. Einen Schub gaben neben dem Achtungserfolg und der fast geschafften WM-Qualifikation für 2023 auch die 6136 Fans, die das deutsche Team laut nach vorne peitschten. Ein Vorgeschmack, wie es in Köln oder bei der Endrunde ab 10. September in Berlin sein könnte.
„Es wird richtig geil. Wir freuen uns riesig auf Donnerstag“, sagte Wagner. Der Berliner wurde am Samstag 21 Jahre alt, debütierte erst in diesem Sommer im Nationaltrikot, spielt aber wie ein abgezockter Routinier. Neben Schröder, dessen zuletzt lädierter Knöchel zu halten scheint, ist Wagner die ganz große Hoffnung, das hoch gesteckte Ziel Medaille wirklich realisieren zu können. „Es ist ein ganz anderes Spiel als in der NBA, aber ich habe viele Freiheiten und das ist für mich als junger Spieler natürlich super“, sagte der Berliner, der in der NBA für die Orlando Magic spielt.
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Sein Bruder Moritz ist verletzungsbedingt nicht auf dem Parkett dabei, feuerte in München aber wie wild von der Seitenlinie an. Ebenfalls ein Zeichen, wie der Teamgeist unmittelbar vor Turnierbeginn stimmt, auch wenn viele Ausfälle die Zuversicht auf eine erfolgreiche EM zwischenzeitlich beeinträchtigt hatten. In der extrem starken Gruppe B geht Deutschland trotz Heimvorteils eher als Außenseiter ins Rennen – Frankreich, Litauen und auch die in München schwächelnden Slowenen um Doncic werden stärker eingeschätzt.
Eine wichtige Entscheidung fällt für Herbert und das Nationalteam bereits am Dienstag. Dann will Daniel Theis von den Indiana Pacers mitteilen, ob er nach einer Knieverletzung auflaufen kann oder nicht. Er sei „sehr zuversichtlich“, sagte Theis am Sonntag noch vor seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining. Der NBA-Profi würde unter dem Korb neben dem gesetzten Voigtmann eine wichtige Rolle spielen, vor allem defensiv. „Es wäre super wichtig, wenn Daniel dabei ist. Es wäre richtig geil, Daniel dabei zu haben“, sagte Wagner. (dpa)