Es bleibt nur der Reiz der Harlem Globetrotters

Es sind erst drei Spieltage vorbei in der Fußball-Bundesliga, doch die Meisterschaft ist – zumindest gefühlt – schon wieder vergeben. Der FC Bayern ballert sich auch ohne den nach Barcelona abgewanderten Weltfußballer Robert Lewandowski mit Leichtigkeit durch die Liga und schenkte dem VfL Bochum am Sonntagabend sieben Tore ein, ohne dabei herausragend gespielt zu haben.

In der Tabelle sind es nur zwei Punkte Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach, der designierte Hauptkonkurrent aus Dortmund hat auch nur drei Zähler Rückstand.

Doch das Gefühl sagt etwas ganz anderes: Die Bayern spielen in ihrer eigenen Liga – und der Blick auf das Torverhältnis bestätigt das.

Noch nie ist eine Mannschaft mit drei Siegen und 15:1 Treffern in die Saison gestartet. Man muss die Tordifferenzen der ersten sechs „Verfolger“ addieren, um jene der Münchner zu übertreffen. Wirkliche Spannung wird es an der Bundesligaspitze mit großer Wahrscheinlichkeit auch im elften Jahr in Folge nicht geben.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Einen gewissen Reiz für die Zuschauer:innen hat das Ganze dennoch. Wie beim berühmten Basketball-Wanderzirkus der Harlem Globetrotters sind die Spiele der Bayern zu einer kurzweiligen Show geworden. Alle paar Minuten zeigen die Ausnahmekönner in der Offensive ihre Kunststückchen.

Die schiere Masse an Toren und Großchancen wirkt auch einem Problem entgegen. Seit einigen Jahren hört man immer wieder, dass viele Jugendliche gar nicht mehr die Geduld hätten, um ein Fußballspiel über 90 Minuten durchgängig zu verfolgen, und sich nur die Höhepunkte anschauen würden. Die Auftritte der Bayern sahen zuletzt wie ein einziges, langes Highlightvideo aus.

Und ganz ohne Spannung geht es beim FC Bayern auch nicht zu. Es gibt ja schließlich noch genug – meist eigene – Rekorde, die das Team brechen kann. Und zweistellig haben die Münchner auch seit 51 Jahren nicht mehr gewonnen. Bei der aktuellen Dominanz ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändert.