Die besten Comics des Quartals: „Genossin Kuckuck“ führt Kritiker-Bestenliste an
Anke Feuchtenbergers autobiografisch inspirierte grafische Erzählung „Genossin Kuckuck“ ist der beste Comic des vergangenen Quartals. Das ist das Ergebnis einer Abstimmung unter 30 deutschsprachigen Journalistinnen und Journalisten, die alle drei Monate die aus ihrer Sicht besten neuen Comic-Veröffentlichungen bewerten.
Feuchtenbergers verschachtelter Episodencomic erzählt in einer Mischung aus realistisch anmutenden Passagen sowie an Märchen erinnernden Fabel- und Traumsequenzen vom Aufwachsen eines Mädchens in einem ostdeutschen Dorf ab den 1960er Jahren und ihrem Erwachsenwerden bis in die Jahre nach dem Mauerfall 1989. Hier gibt es die Tagesspiegel-Rezension des Buches.
Der Tagesspiegel präsentiert die Comic-Bestenliste in Kooperation mit der Fachzeitschrift „buchreport“, der Website Comic.de und dem Radiosender RBB Kultur.
Ein Frühwerk des Schöpfers von „Chihiros Reise ins Zauberland“
Auf den zweiten Platz wählte die Jury das aquarellierte Frühwerk eines Künstlers, der in den vergangenen Jahrzehnten vor allem als Schöpfer von Animationsfilmen wie „Chihiros Reise ins Zauberland“ internationalen Ruhm erlangte: Hayao Miyazakis erstmals 1983 veröffentlichten Märchen-Manga „Shunas Reise“.
Den dritten Platz belegt der autobiografische Comic „United Queerdom“, in dem die britische Illustratorin Kate Charlesworth Schilderungen aus ihrer Biografie mit der Geschichte der LGBTIQA-Bewegung von 1950 bis in die Gegenwart verbindet.
Auf den vierten Platz kam „Deep Me“, das neue Buch von Marc-Antoine Mathieu. Darin erkundet der Franzose ein weiteres Mal experimentierfreudig die gestalterischen Möglichkeiten der Kunstform Comic.
Ein Leben unter Polizeischutz
Der biografische Comic „I’m still alive – Im Fadenkreuz der Mafia“ belegt den fünften Platz. Darin erzählt der italienische Journalist Roberto Saviano, der mit seinen Insider-Berichten über die neapolitanische Mafia international bekannt wurde, zusammen mit dem israelischen Zeichner Asaf Hanuka von der Gewalt der Camorra und einem Leben unter Polizeischutz.
Der aktuelle 26. Band der Klassiker-Reihe „Die Abenteuer von Blake und Mortimer“ mit dem Titel „Acht Stunden in Berlin“ kam auf Platz sechs. In dem Agententhriller von José-Louis Bocquet, Jean-Luc Fromental und Antoine Aubin, der im Ost-Berlin des Jahres 1963 spielt, geht es unter anderem um skrupellose Experimente im Kalten Krieg.
Das Balletttänzer-Drama „Dance Dance Danseur“ von George Asakura wurde auf Platz sieben gewählt. In der Coming-of-Age-Geschichte erzählt die Manga-Autorin vom Kampf eines jungen Mannes, sich seinen Traum gegen familiäre und gesellschaftliche Widerstände zu erfüllen.
Das neue Buch von Bastien Vivès wurde auf Platz acht gewählt. In „Letztes Wochenende im Januar“ erzählt der französische Zeichner von einer folgenreichen Begegnung beim Comicfestival in Angoulême. Dort hatte es im vergangenen Jahr einen Eklat um ihn gegeben, weil ihm Kritiker:innen Verharmlosung von Pädophilie und Vergewaltigung vorwarfen, was von ihm und vielen Fürsprecher:innen zurückgewiesen wurde.
Auf Platz neun kam die Neuauflage eines Comic-Klassikers: Die Gesamtausgabe der in den 90er Jahren erstmals veröffentlichten Marvel-Miniserie „Prinz Eisenherz – Excalibur“. Die Quest-Erzählung von John Ridgway, Elaine Lee und Charles Vess greift dabei auf klassische Elemente der Prinz-Eisenherz-Saga von Hal Foster zurück.
Auf Platz zehn kam die deutsche Ausgabe des polnischen Kinder-Sachcomics „Wölfe – Wahre Geschichten“. In dem Buch erzählen Michal Figura, Aleksandra Mizielinska und Daniel Mizielinski auf Basis von Wildkamera-Aufnahmen und Schilderungen von Tierexperten von Begegnungen mit Wölfen.