Dichtgemacht: Das Literaturhaus in der Fasanenstraße wird für 18 Monate geschlossen

Das Café im Literaturhaus Berlin in der Charlottenburger Fasanenstraße ist gut besucht. Wer sich hier verabreden will, tut gut daran, einen Tisch zu reservieren. Der Name „Wintergarten“ kommt von dem zauberhaften Anbau zur Linken, durch den hindurch man das Café betritt.

Das Idyll von Haus und Garten, das sich jetzt mit dem Frühling ganz zu entfalten beginnt, wird nicht von langer Dauer sein. Ab dem 15. Juni werden Literaturhaus und Café-Restaurant geschlossen, „für 18 Monate“, wie es im Flyer des Literaturhauses beschwichtigend heißt, „damit (endlich!) ein Fahrstuhl eingebaut und die Sanitäranlagen (endlich) saniert werden können“.

Das Sanitäre muss saniert werden, was für ein hübsches Wortspiel. Doch die Wirklichkeit von Sanierungsarbeiten ist eher prosaisch. Dass es mit den 18 Monaten sein Bewenden haben werde – wer mag das glauben. Nicht in Berlin, wo Personal- und Materialknappheiten noch jeden Zeitplan zu Makulatur werden lassen.

Tradition der Literaturcafés verschwindet

Die Institution Literaturhaus wird „mit einem spannenden Programm durch die Stadt touren“, heißt es weiter. Was aber mit dem Café? Seit das „Einstein“-Stammhaus in der Kurfürstenstraße außer Betrieb ging, hält der „Wintergarten“ die Fahne des Literatencafés hoch. Wie gemunkelt wird, steht nicht nur der Sanitärbereich zur Sanierung an, sondern auch die wohl zu klein dimensionierte Küche.

Alles verständlich; ebenso der Aufzug, den ein bezüglich Barrierefreiheit anders als früher sensibilisiertes Publikum verlangt. Früher? Seit 1980 steht das „Wintergarten-Ensemble“, als das es der Dehio, das „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“ führt, unter Denkmalschutz. Der Garten, der so herrlich historisch anmutet, ist eine Neuschöpfung des Architekten Uli Böhme, der die Restaurierung der bis in die 1970er Jahre hinein zum Abriss vorgesehenen drei Villen leitete,

Literaturhaus, (Ex-)Kollwitz-Museum und Villa Grisebach. Die Café-Räume, verwinkelt wie sie sind, zeigen ihre ursprüngliche Bestimmung als Wohnung. Wie und wo soll da ein Aufzug Platz finden, zur Erschließung des ganzen Gebäudes, dessen größerer Teil das Literaturhaus beherbergt?

Aufzug, Küche, Toiletten: Mit diesen drei Begriffen ist umschrieben, was dem Haus, dieser 1889 erbauten Stadtvilla droht. Von der Sanierung zur Zerstörung ist es nur ein kleiner Schritt. Noch strahlt der „Wintergarten“ jenen Charme aus, den Berlin so oft vermissen lässt, einen ganz unberlinischen Charme. Möge er nicht dem berlinischen Sanierungsfuror zum Opfer fallen.