Deutscher Computerspielpreis: Vier Auszeichnungen für Berliner Indie-Entwickler

„Everspace 2“ ist als bestes deutsche Videospiel beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) ausgezeichnet worden. Das Weltraum-Epos von Entwicklungsstudio Rockfish Games aus Hamburg holte den begehrten Hauptpreis. Bei der Verleihung am Donnerstagabend in München setzte es sich gegen das ebenfalls nominierte Open-World-Rollenspiel „Atlas Fallen“ und das Adventure „Fall of Porcupine“ durch.

Die meisten blau leuchtenden Trophäen gingen an das Horrorspiel „Ad Infinitum“. Es erhielt die Preise in den Kategorien bestes Debüt, bestes Audiodesign und beste Story. Das Game behandelt die Schrecken des Ersten Weltkriegs. Es wurde vom Studio Hekate in Berlin entwickelt. „Es geht darum, was Krieg mit dem Individuum macht – also von der körperlichen hin zur psychischen Entstellung“, sagte Entwickler Lukas Deuschel dem Tagesspiegel.

Der Schrecken des Ersten Weltkrieges im Computerspiel „Ad Infinitum“.
Der Schrecken des Ersten Weltkrieges im Computerspiel „Ad Infinitum“.

© Hekate Games

Der mit 40.000 Euro dotierten Preis für das beste Gamedesign ging an die Berliner Firma Play From Your Heart für ihr Debüt „Lose CTRL“- Hier verliert der Spieler zunehmend die Kontrolle über die Steuerung des Helden, der sich in einer menschenfeindlichen Arbeitswelt zurechtfinden soll. Leonhardt Martin Appel entwickelte das Spiel zu Beginn der Pandemie, als Testprojekt, während er mit Online-Kursen das Coden lernte. „Die Grundidee zum Spiel kommt aus meiner Kindheit“, erzählte er dem Tagesspiegel. „Der Zeit, wenn man Spiele noch nicht versteht und erstmal alle Tasten drückt, um herauszufinden, wie sich etwas tut. Das wollte ich rekreieren, also Spielern immer wieder die Kontrolle nehmen und sie dazu zwingen, sie zurückzuerobern.“

Maurice Weber ist Spieler des Jahres

„Ich kann die Jury nur bedauern, sie hatten wirklich die Qual der Wahl“, sagte Felix Falk, Geschäftsführer des Verbands Game, der den Preis mit ausrichtet, der Deutschen Presse-Agentur vor der Verleihung. „Durch die Verzögerung von Entwicklungen, die durch die Corona-Pandemie entstanden ist, und die damit verbundene Verschiebung von Veröffentlichungen sind innerhalb des letzten Jahres so viele tolle Spiele erschienen wie noch nie zuvor.“

Durch die rund zweieinhalb Stunden dauernde Gala führte wie schon im Vorjahr das Moderations-Duo Katrin Bauerfeind und Uke Bosse.

In der Kategorie „Spieler*in des Jahres“ wurde Maurice Weber ausgezeichnet. Weber arbeitet beim Medienunternehmen Webedia und ist vor allem als Strategiespiel-Experte der „GameStar“ bekannt. „Natürlich habe ich das hier verdient“, sagte Weber scherzhaft, nachdem er den Preis auf der Bühne angenommen hatte.

„Ich freue mich sehr, dass die Jury wieder gezeigt hat, dass bei der Kategorie „Spieler*in des Jahres“ die Übernahme von Verantwortung auch bei schwierigen Themen und der Einsatz für ein gutes Miteinander in der Community eine Rolle gespielt haben“, sagte Falk. „Der Preisträger Maurice Weber hat eine ganz klare Haltung für Diversität und gegen Extremismus.“

Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hielt die Laudatio für das Studio des Jahres. Der Preis ging an Pixel Maniacs aus Nürnberg, das zuletzt das Party-Rennspiel „Can’t Drive This“ herausbrachte. Söder bezeichnete die Computerspiele-Industrie als eine der „wichtigsten und spannendsten Branchen der Zukunft“. Er kündigte an, dass der Freistaat die Branche künftig „weiter kräftig fördern“ wolle. Außerdem outete er sich als Fan der Fußballsimulationsreihe „FIFA“, die seit 2023 „EA Sports FC“ heißt.

Beim DCP wurden in diesem Jahr 800 000 Euro an Preisgeldern ausgeschüttet. Allerdings sei es kein Förderpreis, sagt Game-Chef Falk. „Es ist keine Förderung, sondern eine Würdigung; ein kultureller Preis, der nicht nur einen Händedruck verspricht, sondern auch eine Prämie.“ (crei/dpa)