Oliver Ruhnert zieht Transferbilanz: „Es ist verrückt, was für Vereine unsere Spieler haben wollen“
Es war wohl die aufregendste Nachricht der vergangenen Transferperiode. Ein fünfmaliger Champions-League-Sieger und das beim 1. FC Union. Isco kam, absolvierte den Medizincheck und ging wieder. Ein spektakulärer Wechsel, der am letzten Tag des Wintertransferfensters platzte. Kein Wunder, dass Oliver Ruhnert am Dienstag in einer Loge im Stadion An der Alten Försterei vor allem Fragen zu diesem Thema beantworten musste. Zum ersten Mal dominierte Union die Transferticker am Deadline Day.
Als der Geschäftsführer Profifußball in aller Ausführlichkeit ein Transferfazit zog, schien passenderweise die Sonne über Köpenick. Denn genauso positiv kann man die Bilanz der letzten Transferperiode im Winter bezeichnen. „Ich bin mit der jetzigen Transferperiode, die wir abgeschlossen haben, mit den Jungs, die wir haben, sehr zufrieden“, sagt Ruhnert.
Eine Transferperiode, in der sich international begehrte Spieler wie Josip Juranovic oder Aissa Laidouni für Union Berlin entschieden haben. „Dass diese Spieler jetzt über Union Berlin nachdenken, zeigt natürlich die tolle Entwicklung in den letzten Jahren“, so Ruhnert. „Wenn ein Spieler wie Juranovic zu Union Berlin kommt, kommt der nicht einfach so, sondern weil er mit anderen Spielern spricht und sich erkundigt.“ Das sei letztlich das viel höhere Gut, dass man als verlässlich gelte und positiv wahrgenommen werde.
Dabei war der Transfer von Juranovic im Gegensatz zu dem von Laidouni nicht seit Längerem geplant, sondern kam aufgrund des auch für Ruhnert überraschenden Wechsels von Julian Ryerson zu Borussia Dortmund zustande. Union kann mittlerweile aber auch adäquat auf solche Situationen reagieren.
Dass wir hier Anfang Februar sitzen und schon für die nächste Bundesligasaison planen können, das ist ein Riesengut.
Oliver Ruhnert, Geschäftsführer beim 1. FC Union
Wenn man bedenkt, dass Isco nur als „zusätzliche Option“ gekommen wäre, ist das einerseits ein Zeichen dafür, dass Ruhnert im Winter gute Arbeit geleistet hat und andererseits dafür, wie sich die Lage bei Union verändert hat. Die Absage in Richtung Isco zeigt, dass der Verein trotz der neu gewonnenen internationalen Aufmerksamkeit seinen Prinzipien treu bleibt und nicht plötzlich spektakuläre Transfers zwanghaft durchsetzen möchte. Vor allem nicht, wenn sie außerhalb der finanziellen Möglichkeiten liegen und das Risiko zu hoch sein könnte, dass sie nicht funktionieren und Union langfristig nicht davon profitiert.
Beim 1. FC Union wird vor allem langfristig geplant
Das Zauberwort der erfolgreichen Berliner Transferpolitik lautet nämlich vorgreifen. Es soll nicht immer primär darum gehen, dass Neuzugänge sofort funktionieren, auch wenn das natürlich stets die Wunschvorstellung ist. Ziel sei in erster Linie, dass die Spieler die Mannschaft mittelfristig besser machen. Bestes Beispiel dafür ist Danilo Doekhi, der anfangs trotz guter Leistungen nicht immer gespielt hatte und nun zum Stammpersonal gehört.
Die Arbeit für Ruhnert sei indes nicht einfacher geworden, nur weil sich für Union plötzlich andere Möglichkeiten auf dem Spielermarkt ergeben. „Es ist anders geworden. Man verschiebt seinen Fokus ein bisschen. Wir haben auf einmal einen Markt für Spieler, den wir vorher nie hatten“, sagt Ruhnert. „Es ist verrückt, was für Vereine unsere Spieler haben wollen, das konnte man sich vorher nicht vorstellen, dass plötzlich Klubs aus der Serie A oder der Premier League Spieler von Union Berlin wollen.“
Für Ruhnert sei bei der aktuell so erfolgreichen Entwicklung vor allem eine Sache von entscheidender Bedeutung. „Dass wir hier Anfang Februar sitzen und schon für die nächste Bundesligasaison planen können, das ist ein Riesengut.“ Dass das im vierten Jahr in der Bundesliga der Fall ist, sei vor allem aufgrund der offenen Kommunikation in allen Bereichen des Vereins möglich, vom Trainerteam bis zum gesamten Umfeld bei Union.
„Das ist für uns so viel mehr wert, als sich darüber Gedanken zu machen, ob wir eine Topplatzierung in den nächsten drei Monaten haben“, so Ruhnert, der auch wenn er den Job als Manager bei Union nicht ewig machen wolle, noch lange nicht ans Aufhören denkt.
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