Kolumne „Kaltstart“ (Finale) : Eis essen im Winter
Eiskristalle können verführerisch funkeln. Nimmt man sie unter die Lupe, sehen sie aus wie Sterne. Gerne würde man sie küssen. Wovon dringend abzuraten ist.
Mein Sohn und sein Freund M. haben es ausprobiert. Als einmal im Dezember der Hof ihrer Grundschule mit Neuschnee bedeckt war, wollten beide eine Wette gewinnen: Wer wagt es, mit der Zunge den Metallpfosten des Fußballtors zu berühren? Sie klebten sofort fest. Meinem Sohn gelang es, sich loszureißen. Seine Zunge schmerzte tagelang. M. konnte erst von einem Erzieher mit Waschlappen und heißem Wasser befreit werden.
Eis zu lecken, kann durchaus gesund sein. Vor allem im Winter. Ein Freund riet mir schon vor Jahren, Halsschmerzen mit Spaghetti-Eis zu bekämpfen. Angeblich eine Empfehlung seiner Ärztin. Klang einleuchtend. Kälte zieht die Blutgefäße zusammen und wirkt betäubend. Der Rachen wird geschmeidiger. Die Effizienz gerade von Milcheis mag umstritten sein, doch ich nehme die Worte meines Freundes seither als Freifahrschein fürs gelegentliche Schlemmen. Eine Lizenz zum Lecken.
120 Kalorien und 20 Prozent Zucker pro Eiskugel? Egal, es dient ja der Heilung. Und weil es bei den derzeitigen Temperaturen andauernd im Rachen kratzt, muss konsequent therapiert werden. Wenn Eis ein Medikament ist, müssten dann nicht die Krankenkassen die Kosten für Stracciatella, Himbeer oder Limette übernehmen?!
Lebensmittel antizyklisch zu genießen, hat Vorteile. Wer im Sommer warme Getränke zu sich nimmt, schwitzt sie nicht gleich wieder aus. Eis lässt sich im Winter länger genießen, weil es nicht sofort schmilzt und auf die Hose tropft.
Schade nur, dass nun fast alle Eisdielen schließen. An den Feiertagen darf es auch mal Industrie-Eis nach Fürst Pückler Art sein. Ein Tipp noch zu Silvester: Halten Sie sich auf dem Balkon nicht zu lange an ihrem Sekt auf Eis fest. Sie könnten festkleben. Schneller trinken hilft. Guten Rutsch!
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