Berlins Chancen für das Prädikat Welterbe steigen stetig: Bauwerke, verbindet Euch!

Die UNESCO sorgt immer wieder für Überraschungen: Dass Schloss Neuschwanstein nicht schon längst als Welterbestätte eingetragen war, wer hätte das gedacht? Oder jene Menhir-Reihen im bretonischen Carnac, die Obelix mit seinem Hinkelstein bereits zum literarischen Welterbe machte? Und wie erstaunlich, dass erst jetzt Gedenkstätten für die Morde der Roten Khmer auf den kambodschanischen „Killing Fields“ Welterbe wurden.

Nikolaus Bernau ist Architekt und Kunsthistoriker, lebt in Berlin und Hamburg, forscht und lehrt zur Denkmalpflege-, Wohnungsbau-, Museums- und Bibliotheksgeschichte.

Das grandiose Flughafengebäude in Tempelhof ist zwar auch ein Nazi-Bau, aber es ist hochmoderne Architektur und erinnert an die Hilfe, die viele Nationen den gerade besiegten Deutschen während der Blockade 1948 leisteten. Zusammen mit dem Flughafengebäude in Tegel und denen etwa in Helsinki, Los Angeles, New York, Paris und Amsterdam wäre dies eine perfekte Grundlage für einen internationalen Gruppenantrag Welterbe der Luftfahrtarchitektur.

Der jüdische Friedhof in Weißensee sollte sich zusammentun mit denen etwa in Wien oder Budapest. Das eingetragene Welterbe der modernistischen Siedlungen der 1920er Jahre sollte endlich um seine konservativen Pendants wie etwa die Cecilienhöfe oder die Satteldachhäuser in Dahlem erweitert werden – und in Zusammenarbeit gehen mit Wien, Rotterdam, Paris. Das Olympia-Stadion wäre nur gemeinsam mit den Stadien etwa in München, Helsinki, Tokio oder Paris ein guter Welterbe-Kandidat der Sportgeschichte, dann aber wohl erfolgreich. 

Und dann war da einmal der Vorschlag, die einstige Ost-Berliner Stalinallee, seit 1966 als Karl-Marx-Allee bekannt, und das West-Berliner Hansaviertel von 1957 als Welterbe der Wohnungsbaureform einzutragen. Das sind sie auch, aber für einen Antrag bei der UNESCO reicht es nicht. Doch zusammen mit den Resten der Mauer als Antrag „Erbe des Kalten Kriegs”? Das wäre ein Clou! Denn wer wollte bezweifeln, dass die Mauer und diese Wohnanlagen nicht Berlin, sondern der Welt gehören?