Deutschen Basketballern gelingt Traumstart

Maodo Lo war gerade nach einem Kontakt mit Rudy Gobert unsanft zu Boden gegangen und es gibt sicherlich schönere Dinge, als von dem 2,16 Meter großen französischen Center über den Haufen gerannt zu werden. Doch Lo lächelte und Dennis Schröder half ihm mit einem ebenso großen Grinsen auf. Es liefen die letzten Sekunden des Auftaktspiels bei der Basketball-Europameisterschaft und das deutsche Team erwischte einen Traumstart. Gegen die stark eingeschätzten Franzosen gewann die DBB-Auswahl am Donnerstagabend vor ausverkauftem Haus in Köln 76:63 (17:13, 21:18, 19:12, 19:20). Am Samstag steht gegen Bosnien bereits das zweite von fünf Gruppenspielen an.

Wenn zum Auftakt eines großen Turniers das Spiel nicht mal das klare Highlight ist, muss etwas Besonderes passiert sein. Am Donnerstag schauten alle Fans in der Halle und vor den Bildschirmen vor allem auf eine 44 Jahre alte Sportikone: Dirk Nowitzki. Drei Jahre nach seinem Karriereende wurde dem Würzburger eine im deutschen Basketball bisher einmalige Ehre zuteil. Vor Spielbeginn wurde sein Trikot mit der Nummer 14 feierlich unter die Hallendecke gezogen und in Zukunft nicht mehr vergeben.

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„Ein Star kann man im Sport schnell werden, aber Starruhm ist vergänglich. Um in den Augen des Publikums dauerhaft ein Held zu bleiben, dafür reicht allein sportliche Leistung nicht aus, es muss auch Herz und Charakter hinzukommen“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der genau wie viele Weggefährten von Nowitzki aus Deutschland und Dallas für die Zeremonie nach Köln gekommen war.

Nowitzki verfolgte die Ehrung im schwarzen Anzug und bedankte sich in einer kurzen Rede. „Ich habe immer gerne für mein Land gespielt und alles gegeben, von daher bedeutet mir das sehr, sehr viel“, sagte Nowitzki. „Es war eine unvergessliche Reise – und jetzt: Auf geht’s Deutschland!“

Dirk Nowitzki beendete seine Karriere im Nationalteam 2015.Foto: Marius Becker/dpa

Die deutsche Basketballer hörten sich die Zeremonie im Spielertunnel an und klatschten beim Betreten des Feldes mit Nowitzki ab. Im Vorfeld hatten sie sich von diesem besonderen Vorprogramm einen Schub versprochen, doch in den ersten Minuten sah es eher nach dem Gegenteil aus. Die DBB-Auswahl tat sich anfangs sehr schwer, Jonas Wohlfahrt-Bottermann stand schnell bei zwei Fouls und es dauerte drei Minuten, bis Dennis Schröder von der Freiwurflinie die ersten deutschen Punkte erzielte.

Mitte des ersten Viertels fanden beide Mannschaften langsam so etwas wie einen Rhythmus, wobei das Spiel der Gastgeber flüssiger wirkte. Die Franzosen ließen den Deutschen oft viel Platz an der Dreierlinie. Das nutzte erst der frisch genesene Center Daniel Theis, dann Niels Giffey. Es war ein gutes Zeichen für das DBB-Team, dass auch die zweite Reihe um die Alba-Connection Johannes Thiemann, Maodo Lo und Giffey mit Selbstvertrauen und Mut zu Werke ging. So beendete Deutschland das erste Viertel mit einer Vier-Punkte-Führung.

Im zweiten Abschnitt hatte die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert das Geschehen weiter im Griff und ließ den Franzosen keine Chance, ihre Größenvorteile zu nutzen. Besonders die Defensive funktionierte sehr gut und einzig Guerschon Yabusele bereitet mit seiner Mischung aus Kraft, Dynamik und Wurfqualitäten ernsthafte Probleme.

Das deutsche Team machte es auf beiden Seiten des Feldes dennoch gut und wirkte als Team deutlich ausbalancierter. Schröder nutzte mehrfach seine enorme Schnelligkeit, Thiemann spielte exzellent und so fiel es kaum ins Gewicht, dass NBA-Profi Franz Wagner einen unauffälligen Tag erwischte. Die Franzosen spielten allerdings auch erschreckend schwach und hatten zur Halbzeit lediglich 31 Punkte auf dem Konto.

Dirk Nowitzkis Nummer 14 wird im deutschen Nationalteam nicht mehr vergeben.Foto: IMAGO/HMB-Media

Wie zu Spielbeginn brauchte das deutsche Team auch nach der Pause viel Zeit, um seinen Rhythmus zu finden. Mit zwei Dreiern und einem Block gegen Wagner brachte Yabusele die Franzosen wieder heran und nach längerer Zeit sogar in Führung.

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Kurz schien das deutsche Team zu wackeln. Herbert reagierte mit einer Auszeit und schickte mit Lo und Schröder erstmals seine beiden kreativsten Spieler gleichzeitig aufs Feld. Diese Aufstellung mit zwei klassischen Point Guards funktionierte ausgezeichnet und der Spaß war beiden bei einem schönen Fastbreak deutlich anzusehen.

Die Gastgeber spielten sich nun in einen Rausch. Thiemann bestätigte die überragenden Leistungen, die er vor drei Monaten in den BBL-Finals gezeigt hatte, und Giffey punktete nach einer schweren Saison in Kaunas enorm effizient. Die deutsche Mannschaft beendete das dritte Viertel mit einem 19:4-Lauf und das Publikum war begeistert. Im Schlussviertel versuchten die Franzosen noch mal alles, um den Rückstand zu verkürzen, doch die DBB-Auswahl brachte den wichtigen Auftaktsieg ungefährdet nach Hause. (Tsp)