Der Weltsport schließt die Reihen enger gegen Russland

Der Weltsport hat die Reihen noch enger gegen Russland geschlossen. Weitere Weltverbände haben sich am Dienstag dem Aufruf des Internationalen Olympischen Komitees angeschlossen, Russland und Belarus als Sanktion für den Krieg gegen die Ukraine auszuschließen. Dazu gehören unter anderem die Weltverbände im Tennis, Radsport und Ski, die internationale Föderationen für Eiskunst- und Eisschnelllauf, Eishockey sowie Handball- und Volleyballverbände.

Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) wird am Mittwoch, zwei Tage vor der Eröffnung der Winter-Paralympics in Peking, über einen Ausschluss von Russland und Belarus entscheiden. Erst am 2. März sei die IPC-Exekutive vollständig versammelt, teilte der Dachverband dem Branchendienst „insidethegames.biz“ mit. Die ukrainischen Athleten werden trotz Krieges wohl rechtzeitig in Peking eintreffen. Das Team mit 20 Athleten sei auf dem Weg in die chinesische Hauptstadt und könne an diesem Mittwoch ankommen, sagte ein IPC-Sprecher.

Am Dienstagabend gaben der Tennis-Weltverband ITF sowie die Männer-Organisation ATP und die Frauen-Organisation in einer gemeinsamen Stellungnahme bekannt, dass die Tennis-Verbände von Russland und Belarus suspendiert sind. Die Spieler dürfen allerdings weiter bei der Tour oder bei den Grand Slams antreten, sie werden jedoch nicht mehr unter russischer Flagge geführt. So muss auch der neue Weltranglistenerste Daniil Medwedew vorerst keinen Ausschluss befürchten. Ähnlich verfährt der Radsport-Weltverband.

Auch der Leichtathletik-Weltverband schloss sich den Sanktionen an. „Alle Athleten, Betreuer und Offiziellen aus Russland und Belarus werden mit sofortiger Wirkung von allen Veranstaltungen der Leichtathletik-Weltserie ausgeschlossen“, hieß es in einer Mitteilung von World Athletics am Dienstag. Dazu gehören die Hallen-WM im März in Belgrad und die Freiluft-WM im Juli in Eugene/USA sowie die Mannschafts-WM im Gehen in Muscat, die am Freitag in Oman beginnt.

Putin wurde der Fina-Orden aberkannt

Die Schwimm-Funktionärskollegen der Fina verbannen russische und belarussische Sportler nicht und lassen sie weiter als neutrale Athleten bei internationalen Wettkämpfen starten. Die Teilnahme unter dem Namen Russland oder Belarus sei nicht mehr erlaubt. Russlands Präsident Wladimir Putin wurde aber der Fina-Orden aberkannt.

„Der völlige Ausschluss musste jetzt sein, ohne Rücksicht auf die russischen und belarussischen Athleten“, sagte die Menschenrechtsexpertin Sylvia Schenk der Deutschen Presse-Agentur. „Für die Zukunft muss geklärt werden, wo der Sport die Grenzen zieht.“ Eine Zeitenwende sei bereits durch die Olympischen Winterspiele in Peking mit den großen menschenrechtlichen Problemen eingeläutet worden.

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„Jetzt geht endgültig kein Weg mehr an einer grundlegenden Neupositionierung des nationalen und internationalen Sports vorbei“, betonte sie. „Es braucht Menschenrechtskonzepte mit konkreten Maßnahmen auf allen Ebenen des Sports, die Abkehr von schmutzigem Geld – ob von Oligarchen oder zweifelhaften Regierungschefs – und darüber hinaus eine strikte Trennung von Sport und Politik.“

DOSB-Präsident Thomas Weikert sieht es ähnlich. Nach den aktuellen Ereignissen müsse sich der Sport „spätestens jetzt hinterfragen, wie er mit Herrschern von Autokratien umgeht“, sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes der Sportschau. „Ich gehe davon aus, dass die überwiegende Mehrheit aller Sportverbände Russland ausschließt“, sagte Weikert in dem Video.

Es ziehen aber nicht nur die großen Sportorganisation Konsequenzen. Der frühere Bundesliga-Trainer Markus Gisdol beendete sein Engagement bei Lokomotive Moskau. „Fußballtrainer ist für mich der schönste Job der Welt. Ich kann meiner Berufung aber nicht in einem Land nachgehen, dessen Staatsführer einen Angriffskrieg mitten in Europa verantwortet“, sagte der 52-jährige Schwabe der „Bild“-Zeitung. „Das geht mit meinen Werten nicht überein.“

Der frühere Bundesliga-Trainer Markus Gisdol beendete sein Engagement bei Lokomotive Moskau.Foto: imago images/SNA

Dagegen will der einstige Mainzer Erstligacoach Sandro Schwarz noch weiter bei Dynamo Moskau bleiben. Er sprach von seinem Verantwortungsbewusstsein und betonte: „Ich glaube, dass in solch einer Situation die Sicherheit das Wichtigeste ist und dass ich nicht der Mensch bin, der da einfach nur auf sich schaut und sagt: Ich setzte mich ins nächste Flugzeug und bin hier weg.“

Schwarz zeigte aber „vollstes Verständnis“ für die Abreise seines ukrainischen Co-Trainers Andrej Woronin. Der frühere Bundesliga-Stürmer ist noch mit einer Linien-Maschine aus Moskau nach Deutschland weggekommen. Es sei alles so unwirklich wie ein Film. „Aber ein Horrorfilm. Ich habe kaum noch Worte.“ Er sei stolz auf sein Land. „Wir werden weiter kämpfen“, sagte er der „Bild“.

Russland verweigert Paarläufern die Einreise

Dagegen schließt der frühere Handball-Bundesligacoach Velimir Petkovic einen Rücktritt als russischer Nationaltrainer vorerst aus. „Ich bin Trainer von Handballern, nicht von einem Regime“, sagte Petkovic den „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag). Er lebt in Berlin, befände sich aktuell aber in Moskau. „Ich habe mich informiert, wie es weitergehen soll, aber alles ist offen“, sagte der 65-Jährige.

Olympiasieger Alexander Zverev ist stolz darauf, beim Davis Cup in Brasilien für Deutschland anzutreten, aber auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine nachdenklich gestimmt. „Man realisiert in diesen Zeiten noch einmal, dass es Wichtigeres im Leben als Tennis gibt“, sagte der gebürtige Hamburger. Das Wichtigste sei, dass Frieden auf der Welt herrsche. „Der Sport und der Davis Cup können immer wieder ein Zeichen für ein friedvolles Miteinander auf der Welt setzen.“

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Russland hat den Paarläufern Minerva Hase und Nolan Seegert sowie den Eistänzern Katharina Müller und Tim Dieck die Einreise zum Training verweigert. „Dies hat uns die Bundeswehr mitgeteilt“, sagte Reinhard Ketterer, Vizepräsident Leistungssport der Deutschen Eislauf-Union. Beide Paare sind in der Sportförderung der Bundeswehr.

Die Berliner Hase/Seegert hatten sich bereits im russischen Sotschi bei Trainer Dmitri Sawin auf die Peking-Spiele vorbereitet. In Moskau bei Anjelika Krilowa trainieren zeitweise Müller/Dieck aus Dortmund. Nächster Saisonhöhepunkt der Eiskunstläufer ist die WM vom 21. bis 27. März in Montpellier.

Keinen Einfluss hat der russische Angriff auf die Ukraine auf die Spielbetriebe der Deutschen Fußball Liga (DFL), der Handball-Bundesliga (HBL), der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und der Volleyball-Bundesliga (VBL). Russische Spieler würden nicht für Einsätze in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga gesperrt werden, teilte die DFL am Dienstag auf dpa-Anfrage mit.

„Die Frage stellt sich nicht“, sagte auch HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Der Ausschluss der russischen und belarussischen Clubs aus den internationalen Wettbewerben würde keine Sanktionen in der Bundesliga nach sich ziehen. Asat Waliullin vom HSV Hamburg und Gleb Kalarasch von der MT Melsungen könnten weiter auflaufen. Eine Suspendierung der Spieler wäre für Bohmann „nicht gerecht gewesen“.

Dies gilt ebenso für die russischen Eishockeyprofis in der DEL. Ein Sprecher der Liga bestätigte, dass sowohl die Krefeld Pinguine als auch die Adler Mannheim weiter auf ihre Spieler aus Russland bauen könnten. Krefeld wird von dem Russen Igor Zakharkin trainiert. (dpa)