„Ich bin unfassbar stolz“: Benedikt Doll belohnt sich mit WM-Bronze
Benedikt Doll konnte sich im Zielraum vor Gratulanten kaum retten. Schon kurz nachdem der Bronze-Coup des Schwarzwälders bei der Biathlon-WM in Nove Mesto am Mittwochabend festgestanden hatte, fielen ihm die Teamkollegen freudig in die Arme.
„Ich bin unfassbar stolz, dass ich am Schießstand so cool geblieben bin“, sagte der 33-Jährige nach dem dritten Platz im schweren Einzel. Er musste sich nach einem Schießfehler nur den norwegischen Brüdern Johannes Thingnes Bö und Tarjei Bö geschlagen geben. Beide hatten ebenfalls jeweils eine Strafminute auf dem Konto.
Endlich Erfolge für den DSV
Einen Tag nach dem überraschenden Silber für Janina Hettich-Walz bei den Frauen sorgte Doll mit der zweiten WM-Einzelmedaille seiner Laufbahn auch bei den Herren des Deutschen Skiverbands für die erhoffte Erlösung. Nach 20 Kilometern hatte Doll im Ziel 1:53,2 Minuten Rückstand auf den alten und neuen Champion Bö.
„Heute hat alles zusammengepasst. Ich bin unfassbar glücklich, dass ich mir das noch mal selbst beweisen konnte“, sagte Doll im ZDF und ergänzte: „Ich bin nicht an den Schießstand gegangen und habe Angst gehabt, sondern ich habe Spaß und Freude gehabt.“
19. WM-Gold für Bö
Bö verteidigte derweil seinen Titel erfolgreich und holte zudem bereits das 19. WM-Gold seiner Karriere. Für ihn war es der zweite Triumph in Tschechien. Nun ist Bö nur noch einen Titel davon entfernt, mit Rekord-Weltmeister Ole Einar Björndalen gleichzuziehen.
Selbst ein Schießfehler konnte den Dominator nicht stoppen, nah heran kam nur sein älterer Bruder Tarjei, der auch einen Fehler schoss. Die Norweger hatten zuvor bereits einen Dreifach-Erfolg im Sprint und einen Fünffach-Triumph im Jagdrennen gefeiert. Doll schaffte es als erster Nicht-Norweger, eine Einzelmedaille in Nove Mesto zu gewinnen.
Er war nach zwei Sprintsiegen mit großen Hoffnungen zum Saison-Höhepunkt gereist. Bei der WM hatte er dann bislang allerdings nur die Plätze 13 (Sprint) und 16 (Verfolgung) belegt. Mit drei perfekten Schießeinlagen erhöhte der Schwarzwälder im längsten aller Biathlonrennen dann den Druck auf die Konkurrenz.
Doll mit größeren Problemen am Schießstand
In der stimmungsvollen Vysocina Arena lag Doll zwischenzeitlich zunächst an der Spitze, trotz einer Strafminute zog Bö aber nach dem dritten Schießen vorbei. Im letzten Stehendschießen patzte Doll dann einmal, da aber auch die Konkurrenz Fehler schoss, war das am Ende fast egal.
Für Doll ist es die zweite WM-Einzelmedaille. 2017 hatte er in Hochfilzen sensationell Gold gewonnen und sich dabei im Sprint spektakulär mit nur 0,7 Sekunden vor Bö durchgesetzt. Anschließend folgten fünf weitere Karrieresiege – die letzten beiden davon erst in dieser Saison. Sowohl in Lenzerheide als auch in Oberhof triumphierte er über zehn Kilometer.
Zuletzt hatte er am Schießstand aber größere Probleme und musste Anpassungen vornehmen. Doll schoss technisch unsauber, die Grundelemente passten nicht mehr. Mit dem Laser ging es noch mal ans Finetuning. Doch in Nove Mesto leistete er sich im Sprint zunächst zwei und im Jagdrennen vier Fehler.
Auch vorher hatten oft ihn in seiner Karriere Strafrunden oder Strafminuten bessere Ergebnisse gekostet. Vor diesem Winter, seinem mutmaßlich letzten als Profisportler, ließ er sich aber noch eine neue Waffe bauen. Ob er diese auch über das Saisonende hinaus nutzen wird oder sich mehr seiner Ehefrau und dem gemeinsamen Sohn widmet, lässt Doll weiter offen. Zwar hatte er schon mehrfach einen Rücktritt angedeutet, eine Entscheidung will er aber erst noch verkünden.
Seine Teamkollegen hatten nichts mit der Entscheidung zu tun und verpassten die Top Ten zum Teil deutlich. Roman Rees war mit zwei Fehlern als 13. noch der zweitbeste Deutsche. Johannes Kühn (4) und Philipp Horn (5) belegten die Ränge 19 und 43.
Die nächste große Medaillenchance bietet sich den Deutschen bereits am Donnerstag (18.00 Uhr/ZDF und Eurosport) in der Single-Mixed-Staffel. Knapp einen Monat nach ihrem ersten Weltcupsieg gehen Vanessa Voigt und Justus Strelow nach zuletzt starken Schießleistungen als Mitfavoriten in die Loipe.
Der Sachse Strelow war für den turbulenten Wettbewerb extra im Einzel geschont worden, die Thüringerin Voigt hatte sich mit Einzel-Rang fünf am Dienstag nach 20 perfekt getroffenen Schüssen Selbstvertrauen für die Aufgabe geholt. (dpa)