Der 1. FC Union ist in Frühform: Die Neuen stellen Urs Fischer vor die Qual der Wahl
Als die Mannschaft des 1. FC Union am Sonnabend vor dem Testspiel gegen Atalanta Bergamo vorgestellt wurde, wirkte David Datro Fofana noch etwas verloren. Unter „Fußballgott“-Rufen der Zuschauerschaft kündigte Stadionsprecher Christian Arbeit den Kader an, der Neuzugang von Chelsea blickte ein wenig verdutzt in die vollbesetzten Ränge der Alten Försterei. Ah, jetzt soll ich wohl klatschen, richtig. Mit dem Anpfiff war von der anfänglichen Verlegenheit nichts mehr zu sehen. Nahtlos fügte sich Fofana in das System der Köpenicker ein. Es wirkte, als würde er bereits seit Jahren Teil der Mannschaft sein. Am Ende seines Arbeitstags standen ihm zwei Tore und eine Vorlage zu Buche, Union gewann das Spiel souverän mit 4:1 (3:1).
In gewohnter 3-5-2-Formation startete Union in den letzten Test vor dem Saisonauftakt im DFB-Pokal gegen den Regionalligisten FC-Astoria Walldorf. Mit einer Aufstellung, die bereits an eine mögliche erste Elf erinnert. Die Abwehrreihe blieb im Vergleich zur vergangenen Saison ohnehin unverändert, das zentral-defensive Mittelfeld bekleideten Rani Khedira und Aïssa Laïdouni, davor startete Leeds-Leihgabe Brendan Aaronson und in der Offensive stürmten Kevin Behrens und David Datro Fofana.
Dreier-Sturm in der zweiten Hälfte
Sheraldo Becker kam erst zur zweiten Halbzeit, auch weil weiterhin ungewiss ist, ob Unions Top-Scorer der vergangenen Saison zum Ende des Transferfensters noch Teil der Mannschaft sein wird. „Du weißt nicht, was nächste Woche ist“, erklärte Trainer Urs Fischer nach der Partie. „Am Schluss müssen wir versuchen, vorbereitet zu sein.“ Für den Fall eines Abgangs scheint man in Köpenick gewappnet zu sein, die Offensive wirkte trotz personeller Änderungen bemerkenswert eingespielt. Auch Neuzugang Brendan Aaronson fügte sich nahtlos in die Abläufe in Köpenick ein. Nimmermüde ackerte der US-Amerikaner mit und gegen den Ball, zeigte sich agil und omnipräsent im Spiel der Unioner.
50.000
Fans waren bei den drei Vorbereitungsspielen von Union vor Ort – so viele wie noch nie.
„Heute waren da Aktionen mit dabei, bei denen man auch gesehen hat, dass die Jungs die Automatismen schon verinnerlicht haben und entsprechend umsetzten“, lobte Fischer die Neuankömmlinge. In Union-Manier waren es gerade Umschaltspiel und Konter, die für Gefahren sorgten. Zur zweiten Halbzeit verlor das Spiel etwas an Fahrt, Fischer ließ mit Behrens, Fofana und Becker fortan drei Stürmer auflaufen und zeigte somit eine weitere taktische Option für die kommende Spielzeit auf.
Fest steht aber auch, dass aufgrund der herausragenden Leistungen der Neuzugänge ein Überangebot im Kader herrscht. „Der Konkurrenzkampf ist da, die Jungs nehmen den toll an“, konstatierte Fischer nach Abpfiff. „Es geht um die Plätze und der Trainer hat am Ende die Qual der Wahl.“
Mit Alex Král kam in der zweiten Hälfte ein weiterer Neuzugang zu seinem Debüt im ausverkauftem Stadion, steuerte die Vorlage zum 4:1-Endstand bei und dürfte ebenfalls auf einen Platz in der ersten Elf hoffen. Auch in der Kaderbreite zeigt sich Union für die erste Champions-League-Saison adäquat aufgestellt. Umso mehr wird es Aufgabe von Urs Fischer sein, den Spielerzuwachs entsprechend auch innerhalb der Mannschaft zu moderieren. Die Vorzeichen stehen gut, für den Erfolg in der angelaufenen Spielzeit wurde Fischer jüngst als Trainer des Jahres ausgezeichnet.
Unruhe sucht man in Köpenick unterdessen ohnehin vergeblich. Als letztes Bundesliga-Team hat Union sein Trikot für die kommende Saison vorgestellt, das vakante Kapitänsamt wird nach längerer Ungewissheit weiterhin von Christopher Trimmel bekleidet werden, wie vor dem Spiel bekanntgegeben wurde.
Ganze 50.000 Fans waren insgesamt bei den Vorbereitungsspielen von Union vor Ort und zeigten auch gegen Atalanta, dass sie in puncto Atmosphäre aus der Sommerpause zurückgekehrt sind. Beim zwischenzeitlichen 3:0 konnten sich die Fans auch einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Lokalrivalen nicht verkneifen. „Siehst du, Hertha, so wird das gemacht“ schallte es durch die Ränge. Und Fofana strahlte nach der Partie über beide Ohren.