Kritik an der Terminplanung bei der Ski-WM: „Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat“
Als die Siegerfanfare für die Mannschaft der USA im Skistadion von Meribel erklang, war die deutsche Mannschaft längst auf dem Weg ins Nachbartal. Dass Lena Dürr, Andreas Filser, Linus Straßer und Alexander Schmid am Dienstag nicht einmal mehr abwarteten, wer die Medaillen im Teamwettbewerb bei der alpinen Ski-WM gewann, hatte aber weniger mit der Enttäuschung über das eigene Abschneiden zu tun. Es gab noch eine andere Aufgabe zu erledigen.
Drüben in Courchevel fand nur ein paar Stunden später die Qualifikation für die an diesem Mittwoch stattfindenden Parallelrennen statt. „Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat. Sehr interessant“, sagte Lena Dürr. „Aber es müssen ja alle durch.“ Männer-Cheftrainer Christian Schwaiger konnte über dieses „vollkommen bescheuerte Programm“ nur den Kopf schütteln. „Wollen wir diesen Sport seriös betreiben, gibt es eigentlich keinen Grund, es so zu machen.“
Die Terminplanung bei dieser WM ist nicht zum ersten Mal, nun ja, komisch. Die Titelkämpfe hatten in der vergangenen Woche mit der Kombination begonnen hatten, jenem Wettkampf, über den schon lange diskutiert wird und dessen sportlicher Wert wegen der geringen Zahl von Allroundern fragwürdig ist.
Dass nach dem Aus im Viertelfinale des Teamwettbewerbs gegen Österreich nun ein bisschen mehr Zeit für die Vorbereitung auf das zweite Rennen war, konnte Alexander Schmid nicht trösten. Er war in seinem Duell gestürzt und hatte damit das Scheitern besiegelt. „Das nehme ich ein bisschen auf meine Kappe“, sagte er. Allerdings hatten zuvor schon Andrea Filser und Linus Straßer ihre Duelle verloren, Schmid hätte eine Fabelzeit fahren müssen, um das Aus noch zu vermeiden. „Es wäre nahezu unmöglich gewesen“, sagte Straßer.
Die haben wirklich keinen Plan.
Wolfgang Maier, Sportvorstand im Deutschen Skiverband
Nach den vergebenen Medaillenchancen in der ersten WM-Woche hatten die Hoffnungen darauf geruht, mit dem Teamwettbewerb in einen erfolgreicheren zweiten Teil der Titelkämpfe starten zu können. Nun lastet die Bürde auf den Slalom-Protagonisten Linus Straßer und vor allem Lena Dürr, die mit ihrem Sieg in Spindlermühle zu den Favoritinnen gezählt werden muss. „Es ist schade, aber wir haben ja noch eine Aufgabe“, sagte Dürr nach dem enttäuschenden Teamwettbewerb.
Die noch hastig inszenierte Siegeszeremonie in Meribel, ehe es auch für die Medaillengewinner aus den USA (Gold), Norwegen (Silber) und Kanada (Bronze) nach Courchevel ging, war vermutlich die letzte bei einer WM für den Teambewerb. Denn er soll wie das Parallelrennen aus dem Programm verschwinden und die Kombination in der bisherigen Form durch eine Team-Kombination ersetzt werden, wie der Generalsekretär des Internationalen Skiverbandes, Michel Vion, der „Tiroler Tageszeitung“ sagte.
Künftig gibt es eine Team-Kombination
Bei dem neuen Format bilden zwei Athleten eine Mannschaft, der eine fährt Slalom und der andere Super-G. Noch während der WM, so der Plan der Fis, soll die Änderung beschlossen und in zwei Jahren in Saalbach bereits umgesetzt werden. Hintergrund sei, das Programm zu straffen, nur noch zehn statt wie im Moment dreizehn Wettbewerbe auszutragen.
Womöglich hat dies auch Auswirkungen auf das Olympia-Programm der Alpinen. In Mailand 2026 wird nur vier Jahre nach der Premiere in Peking der Teamevent fehlen, weil die beiden Veranstaltungsorte der Frauen (Cortina d’Ampezzo) und der Männer (Bormio) zu weit auseinanderlägen, wie das Internationale Olympische Komitee erklärt hat. 2030 soll er wieder stattfinden. Aber ob das tatsächlich der Fall sein wird, ist fraglich.
„Die haben wirklich keinen Plan“, sagte der Sportvorstand im Deutschen Skiverband, Wolfgang Maier. Er kritisiert, dass dieser „Trendwettbewerb wieder rausgeworfen“ werde. Allerdings liege das nicht nur an der Fis, „da sind die Verbände schon auch selbst schuld“. Es geht eben meistens um die eigenen Interessen. Und um die besten Medaillenchancen der eigenen Athleten.
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