Warum die Berichterstattung der Eishockey-WM auf Sport 1 so gelungen war

Der Auftritt war so stark, dass sich Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm per Instagram bemüßigt sah, Basti Schwele zum „Man of the day“ zu küren. Der Fernsehkommentar hatte beim WM-Viertelfinalspiel den entscheidenden Penaltyschuss von Marcel Noebels zum Sieg der Deutschen nicht nur emphatisch anmoderiert („Noebi nimm’ das mit“), sondern turnte nach dem Treffer völlig losgelöst durch das Studio – in weißem Hemd, Shorts und mit neckischen Deutschlandsöckchen.

Die Szene mit Schwele ging als Post flugs durch die sozialen Medien, sie war einer der Höhepunkte bei der Kommentierung der Eishockey-Weltmeisterschaft durch den Spartensender „Sport 1“, der mit seiner Mischung aus Lockerheit, Entertainment und Fachwissen Maßstäbe gesetzt hat im deutschen Fernsehsport.

Das, was das Trio Laura Papendick, Experte Erich Goldmann und Schwele abgeliefert haben, war ganz großes Theater. Sie waren die Eishockey-WM. Sie schafften es bei ihren Mammutübertragungen nicht nur, erstaunliche Quoten zu erreichen, sie hoben die Berichterstattung auch auf eine andere Ebene.

Denn trotz allen Humors und aller Emphase – ins clowneske rutsche sie nie ab. Das Trio schaffte es, den Sport und ihre Protagonisten allen näherzubringen, da war für Expert:innen was dabei aber auch für Eishockey-Neulinge.

Förderlich war, dass sich die deutschen Spieler selbst in den vielen Interviews als nahbar und rhetorisch gar nicht so ungeschickt erwiesen. Das schaffte Nähe. Noebi, Korbi, Leo, Mo und die anderen kamen den Fans näher, die Geschlossenheit des Teams und seine Begeisterung im Spiel und danach strahlten ab, das machte Spaß. Irgendwie hatte man fast das Gefühl, dass sich Moderator:innen und Spieler gegenseitig pushten.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Erstaunlich war auch, dass sich das Trio am Mikro mit erfrischender Moderation zwar die Pucks hin- und herspielte, aber mitunter auch mal nicht gleicher Meinung war. „Aber das gehört ja dazu“, sagte Schwele einmal. Der ehemalige Nationalspieler Goldmann hat zwar die Rolle des Experten, der ehemalige Eishockeyprofi Schwele ist aber eben auch ein Fachmann.

Das Duo Schwele/Goldmann ist in der Deutschen Eishockey-Liga /DEL) schon länger am Start, Laura Papendick dagegen wuchs mit jedem Spieltag in ihre Rolle hinein und – leider – aus Sicht der Zuschauenden war es das dann auch schon mit ihr und Eishockey, sie wechselt zu RTL.
Die zweieinhalb Wochen Eishockey-WM auf Sport 1 waren eine unglaublich schöne Geschichte und haben die Latte für andere Events sehr hochgelegt, schon jetzt mag es manchen davor gruselt, wenn in ARD und ZDF bei der Fußball-EM mit altbackenen und steifen Expertentalk in den Pausen der Spiele der Kalk rieselt. Aber vielleicht hat ja auch mancher der Verantwortlichen genau hingeschaut bei Sport 1 und nimmt da was mit.