Cordobas Wechsel nach Russland sorgt für eine ungeplante Lücke

Die Wochen seit dem Start in die Saisonvorbereitung Ende Juni waren schweißtreibend und kräftezehrend für die Profis von Hertha BSC. Trainer Pal Dardai bescheinigt den Spielern, derzeit sehr müde zu sein. Das war allerdings genauso geplant. Es ging seit zunächst darum, einen guten Fitnesszustand aufzubauen.

Am Sonntag setzte Dardai für die Profis eine Fahrradtour zur Regeneration an. Einer war nicht dabei – und wird auch zukünftig im Kader fehlen: Stürmer Jhon Cordoba.

Wie Hertha am Sonntagvormittag mitteilte, hat sich der Verein mit dem russischen Klub FK Krasnodar auf einen Transfer des Kolumbianers geeinigt. Krasnodar liegt knapp 300 Kilometer nordwestlich von Sotschi, Gastgeber der Olympischen Winterspiele 2014. Den Fußballklub gibt es seit 2008, Eigentümer ist der äußerst vermögende Unternehmer Sergej Galitzki.

Der FK Krasnodar war in den vergangenen Jahren Stammgast in der Europa League, erreichte dort mehrmals die K.-o.-Runde. In der vorigen Saison reichte es in der Premjer-Liga jedoch nur zum zehnten Platz. Im europäischen Vergleich liegt die Liga lediglich im gehobenen Mittelfeld, Russland rangiert in der Fünfjahreswertung der Europäischen Fußball-Union (Uefa) derzeit auf dem achten Platz.

Hertha hatte Cordoba erst vor zehn Monaten vom Ligakonkurrenten 1. FC Köln verpflichtet und mit einem Vertrag bis 2024 ausgestattet. Er kam mit der Empfehlung von 13 Toren für Köln in der Saison 2019/20 und hatte bei seiner Vorstellung selbstbewusst angekündigt, diese Marke beim neuen Verein übertreffen zu wollen.

In Berlin fing es gut an, mit drei Toren in den ersten fünf Spielen. Mit Wucht und Dynamik präsentierte sich der neue Mann. So wie der Bundesligist sich das erhofft hatte. Doch anschließend hatte er großes Verletzungspech, fehlte insgesamt dreimal über einen längeren Zeitraum. Zuletzt in den letzten drei Spielen der Vorsaison.

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So kam der 28-Jährige für Hertha BSC nur auf 21 Einsätze in der Bundesliga. Aber wenn er spielte, half er dem Team mit seiner Einsatzfreude und seinen Treffern weiter. Cordoba erzielte sieben Tore, was zum geteilten ersten Rang in der internen Torjägerliste reichte. Zusammen mit Krzysztof Piatek und Matheus Cunha.

30 Tore in 119 Bundesligaspielen

Cordoba hat für Hertha, Köln und den FSV Mainz 05 zusammengerechnet 119 Erstligaspiele bestritten und kam dabei auf 30 Treffer. Im September 2020 hatte Hertha 15 Millionen Euro an Köln gezahlt – und wird nun etwa fünf Millionen Euro mehr einnehmen. Wirtschaftlich also ein durchaus lohnendes Geschäft. Sportlich spielte Cordoba jedoch in den Planungen von Trainer Pal Dardai eine wichtige Rolle.

Das ist nun hinfällig. Am Samstag beim Testspiel auswärts gegen den Zweitligisten FC St. Pauli (2:2) hatte Cordoba nicht mehr im Kader gestanden, Dardai hat sich bereits von ihm verabschiedet.

„Ich habe mich schon bedankt für seine Tore. Jedes Tor, was er für Hertha BSC gemacht hat, war wichtig“, sagte der Trainer am Sonntag. Bisher waren andere Namen im Gespräch, wenn es um mögliche Spielerverkäufe ging, Matheus Cunha etwa, Javairo Dilrosun, Dedryck Boyata oder Mittelstürmer Dodi Lukebakio.

Dardai sagt nun bezogen auf Cordoba: „Zum Schluss entscheidet immer der Spieler. Und wenn er eine Möglichkeit hat, die er gern wahrnehmen will, dann liegt kein Stein im Weg.“

Damit werden Dardais Optionen im Sturm weniger. Piatek arbeitet noch an seinem Comeback nach einer Sprunggelenksfraktur. Talent Jessic Ngankam war an Aufsteiger Greuther Fürth ausgeliehen worden und hat sich dort schwer am Knie verletzt. Lukebakio hat in seinen zwei Jahren bei Hertha nur selten überzeugt, vielleicht wird er nun aber doch noch einmal wichtig.

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Einen guten Eindruck hat in der Vorbereitung bisher Davie Selke hinterlassen, der Rückkehrer von Werder Bremen nach seiner anderthalbjährigen Ausleihe. Doch Selke galt eigentlich als zusätzliche Alternative zu Cordoba.

„Wir haben praktisch auch jetzt genug Optionen“, sagt Dardai. Bis zum ersten Pflichtspiel sind es noch drei Wochen, dann tritt Hertha im DFB-Pokal beim Drittligisten SV Meppen an. Eine Woche später steht in Köln das erste Bundesligaspiel auf dem Programm. Der Coach sagt, dass er keinen Druck ausüben wolle auf die Vereinsführung um Fredi Bobic, den Sportgeschäftsführer: „Sie sind dran.“

Aber Dardai sagt auch: „Natürlich müssen wir noch einiges machen. Wir werden uns bestimmt noch verstärken.“ Mit dem vorhandenen Budget müsse man bestmöglich klarkommen. Dieses Budget hat sich nun deutlich vergrößert.

Bobic hatte am Anfang der Vorbereitung auf die besondere Situation auf dem Transfermarkt hingewiesen. Dort herrschte quasi Stillstand. Bobic kündigte den August als Monat an, der in Sachen Transfers spannend werden würde. „Sollten uns Spieler verlassen, werden wir natürlich schnell reagieren“, hatte er aber darüber hinaus betont.

Nun ist der Fall eingetreten, dass ein sehr wichtiger Spieler den Klub verlässt. Laut „Bild“-Zeitung soll Hertha stark an einer Verpflichtung von Filip Kostic interessiert sein. Die Ablösesumme für den Stürmer von Eintracht Frankfurt soll aber bei 30 Millionen Euro liegen.