Christ Koumadje ist inzwischen ein wichtiger Baustein bei Alba
Es gibt kaum Spielzüge im Basketball, die mehr Präzision, Timing und Koordination benötigen als der Alley-oop. Dabei passt meist ein Guard auf einen Mitspieler, der sich schon auf dem Weg zum Korb befindet, den Ball in der Luft fängt und direkt versenkt.
Gelingt dieses Kunststück, rastet das Publikum aus und ein Platz in den Spieltagshighlights ist so gut wie sicher. Sobald der Pass aber etwas zu ungenau, zu früh oder zu spät kommt, ist er für den heranfliegenden Mitspieler kaum noch zu kontrollieren. Normalerweise. Bei Alba Berlin macht es zurzeit oft den Eindruck, man müsse den Ball nur irgendwie in Richtung Korb schmeißen – Christ Koumadje räumt schon auf.
Der Center aus dem Tschad hat mit seinen 2,21 Metern, den langen Armen und seiner Athletik eine Reichweite, die in der Basketball-Bundesliga ihresgleichen sucht. Doch der 25-Jährige ist nicht nur eine Highlightmaschine, sondern mittlerweile auch ein sehr wichtiger Baustein in Albas erfolgreicher Mannschaft.
In der BBL haben die Berliner die letzten sieben Spiele gewonnen und liegen mit drei Nachholpartien in der Hinterhand auf Rang zwei hinter den Baskets Bonn. Niemand hat weniger Niederlagen kassiert als Alba und an diesem Mittwoch (19 Uhr, Magentasport) soll die Aufholjagd im Heimspiel gegen die Hamburg Towers fortgesetzt werden. „Wir wollen die Hauptrunde stark beenden und noch auf Platz eins kommen“, sagt Koumadje.
Koumadje rechtfertigt die Hoffnungen von Alba
Spätestens seit dem Beginn der spanischen Welle mit Sportdirektor Himar Ojeda, Trainer Aito Garcia Reneses sowie seinem langjährigen Assistenten und späteren Nachfolger Israel Gonzalez legt Alba besonderen Wert auf die Entwicklung von Spielern.
Mit einem im europäischen Vergleich eher niedrigen Budget können es sich die Berliner nicht leisten, ausgereifte Profis mit Erfahrung auf höchstem Niveau zu verpflichten. Dafür halten sie stets Ausschau nach Spielern mit besonderen Fähigkeiten, die ihr Potenzial bei ihren vorherigen Vereinen nicht abrufen konnten. Wie Koumadje.
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Als der Center im Februar 2021 einen Vertrag bis 2023 bei Alba unterschrieb, hatte er gerade zwei ebenso kurze wie erfolglose Stationen bei Estudiantes Madrid und Awtodor Saratow hinter sich. Die Berliner sahen in ihm ein Projekt, einen Mann, der erst mit 15 Jahren zum Basketball gekommen ist und dementsprechend noch viel Entwicklungspotenzial besitzt.
Mittlerweile rechtfertigt Koumadje diese Hoffnungen. „Im vergangenen Sommer hat Christ sehr viel an sich gearbeitet. Am Anfang der Saison hatte er zwar Pech mit Verletzungen, aber er hat sich sehr verbessert“, sagt Trainer Israel Gonzalez. Koumadje sei sehr smart und habe für seine Größe eine außergewöhnlich gute Koordination.
Die Einsatzzeiten von Koumadje sind mittlerweile deutlich höher
In seiner Anfangszeit in Berlin stellte Alba mit Koumadje auf dem Feld stets auf Zonenverteidigung um. Der Center konnte so in Korbnähe bleiben, die Würfe der Gegner erschweren und kam nicht in die Situation, gegen deutlich kleinere und schnellere Spieler verteidigen zu müssen.
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„Am Anfang war das eine gute Taktik der Coaches, damit ich mich an das Team gewöhnen konnte. Aber immer in der Zone zu verteidigen, ist nichts, was du auf Dauer machen kannst“, sagt Koumadje. Mittlerweile ist er so gut integriert, dass die Trainer das System für ihn nicht mehr extra anpassen müssen.
Das wirkt sich auch positiv auf seine Statistiken aus. Kam er in der vergangenen Saison oft nur wenige Minuten aufs Feld, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen oder einen Größenvorteil auszunutzen, sind seine Einsatzzeiten nun deutlich höher. Bei der aktuellen Siegesserie stand er immer mindestens 15 Minuten auf dem Parkett und überzeugte am Freitag gegen Bamberg mit einem Double-Double (14 Punkte, elf Rebounds).
Danach hatte das Team zwei Tage frei. „Das war wichtig, jetzt sind wir alle physisch und mental wieder frischer“, sagt Koumadje. Der nächste Alley-oop kann also kommen.