ChatGPT hilft Jonas Lund bei der Arbeit: „Kunst braucht menschliche Intention“

Jonas Lund ist ein schwedischer Künstler, der mit verschiedenen Medien arbeitet, darunter Digitaltechnik, Performance und Malerei. Er ist weithin bekannt für seine zum Nachdenken anregenden und gesellschaftskritischen Werke“, antwortet „ChatGPT“ auf die Frage, wer Jonas Lund ist.

„ChatGPT ist ein von „Open AI“ entwickelter und Ende November vergangenen Jahres veröffentlichter Chat-Bot und in Teilen ein bahnbrechendes Beispiel für künstliche Intelligenz (KI), weil der Bot signifikant fähiger ist, als alles, was davor veröffentlicht wurde “ antwortet Lund auf die Frage, was „ChatGPT“ ist. Und weil das so ist und weil sich laut „ChatGPT“ Lund mit „Themen wie Macht, Technologie und der zeitgenössischen Kunstwelt“ auseinandersetzt, hat er eine Ausstellung in Kollaboration mit dem Bot konzipiert.

Das Zimmer eines Nerds

„In the Middle of Nowhere“ heißt das Ergebnis und ist aktuell in der Berliner Galerie „Office Impart“ zu sehen. Die Installation mimt ein spärlich eingerichtetes Büro oder ein Wohnzimmer. Lund will sich da nicht festlegen, es könnte auch ein Haus „In the Middle of Nowhere“ sein, ein Ort weit weg von allem, wo sich jemand vor der Apokalypse versteckt – oder so. Zu sehen sind Bilder, Videoarbeiten, ein Schreibtisch mit einem selbständig arbeitenden Computer, ein schwarzes Ledersofa vor einem Fernseher.

Als KI-Sprachmodell bin ich nicht in der Lage, physisch Kunst zu schaffen.

ChatGPT, Chat-Bot

Die dominantesten Kunstwerke sind großformatige Wandteppiche, aufgespannt wie Leinwände, die „die dicken Katzen der Kunstwelt“ und machthungrige Geschäftsleute mit Hundeköpfen zeigen. Auch diese Arbeiten sind in Zusammenarbeit mit einer KI entstanden, allerdings nicht mit „ChatGPT“ direkt, sondern mit den Programmen„Stable Diffusion“ und „Dall-E“, die aus Texten Bilder generieren. Der Mensch tippt Wünsche über Inhalt, kunsthistorischen Stil und Farbigkeit in das System ein, die Programme spucken Bilder aus.

Der schwedische Künstler Jonas Lund (39) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitalen Neuerungen auseinander.
Der schwedische Künstler Jonas Lund (39) beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitalen Neuerungen auseinander.
© Jonas Lund

Der KI fehlt es an Emotion

Es ist selten ein guter Ansatz Kunst unter dem Gesichtspunkt „hier macht es sich ja jemand einfach“ zu wahrzunehmen. Eher stellt sich die Frage, ob es sich hier um modernes, immaterielles Ready-made handelt: die drei KI-Programme nutzen alle Daten, die sich im Internet vorfinden, der Künstler wiederum nutzt, was die KI für ihn zusammenfasst. So simpel ist es aber nicht, widerspricht Lund.

Er vergleicht seine Arbeit eher mit Konzeptkunst, einem ständigen Prozess, einer detaillierten Suche nach Resultaten, „letztendlich macht ein Maler mit seinem Pinsel nichts anderes“, sagt er. Außerdem sei der KI-Output so lange inhaltsleer, bis er durch den Künstler in einen Kontext gesetzt werde: „Es braucht menschliche Intentionen und Emotionen um Kunst zu schaffen, der KI fehlt beides“. „Als KI-Sprachmodell bin ich nicht in der Lage, physisch Kunst zu schaffen. Ich kann jedoch bei der Erstellung von Inhalt helfen, der zur Beschreibung, Analyse oder Kritik von Kunst verwendet werden kann.“ ergänzt „ChatGPT“.

Die KI zu nutzen, bedeutet nicht kritiklos zu sein

Auf den ersten Blick wirkt „In the Middle of Nowhere“ unentschlossen, Lund wirft mehr Fragen auf, als dass er beantwortet. Auch das ist gewollt: „Ich weiß nicht, ob die Entwicklungen gut oder schlecht sind, ich weiß nur, dass es viele Komplikationen geben wird“ sagt Lund. Er wolle die Zweideutigkeit, einerseits kritische Fragen zu stellen und andererseits durch die Zusammenarbeit mit den Programmen neue künstlerische Standards zu setzen, zulassen. Die Spannung, die dadurch entsteht, könne auch als ein Zustand irgendwo im Nirgendwo verstanden werden – „In the Middle of Nowhere“ eben. Auch wenn Lund viele Entwicklungen der Digitalisierung kritisiert, wirkt er allgemein eher amüsiert als ernsthaft beunruhigt.

Auf ein Interview angesprochen, dass er dem Handelsblatt gegeben hat, verrät er augenzwinkernd, dass er die Antworten mithilfe von ChatGPT geliefert habe. Auch mit dem Tagesspiegel wollte er zunächst nur schriftlich korrespondieren, er entschied sich dann aber doch, wenigstens über Videoanruf zu sprechen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen ist, dass der echte Jonas Lund mit dieser Zeitung sprach. Allein der letzte Beweis fehlt.

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