„Brauche Zeit, um zurückzukommen“: Zverev noch weit weg von seiner Topform
Alexander Zverev strich sich dreimal durchs zerzauste Haar, gratulierte seinem Gegner am Netz und blickte zu Boden. Mit einer kleinen Demütigung endete das erste offizielle Turnier des Olympiasiegers nach seiner schweren Fußverletzung.
Statt das deutsche Tennisteam beim neuen United Cup zum Premieren-Triumph zu führen, leitete Zverev das Vorrunden-Aus mit zwei Niederlagen im Einzel ein.
Vor allem das 1:6, 4:6 am Montag in Sydney gegen den in allen Belangen überlegenen Amerikaner Taylor Fritz sorgt mit Blick auf die in zwei Wochen beginnenden Australian Open für Ernüchterung.
Zverev selbst hatte schon vor der Partie gegen Fritz vor zu hohen Erwartungen beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres gewarnt. „Es wäre unrealistisch und auch ziemlich dumm von mir, zu erwarten, zu gewinnen oder so etwas“, sagte der 25-Jährige.
Er werde natürlich versuchen, sein erstes Major-Turnier zu gewinnen, aber das Hauptziel sei diesmal ein anderes: „Für mich geht es darum, wieder zu meiner gewohnten Form zurückzukommen.“
Zverev weit von Topform entfernt
Dass das kein Understatement ist, bewiesen seine Auftritte beim United Cup. Zwei Tage nach dem 4:6, 2:6 gegen den tschechischen Weltranglisten-81. Jiri Lehecka präsentierte sich Zverev auch gegen Fritz weit von seiner Topform entfernt.
Was anders als bei den zwei Show-Turnieren zuvor in Saudi-Arabien und Dubai, als er unter anderem Serbiens Tennisstar Novak Djokovic geschlagen hatte, auffiel: Zverev fehlt nach der langen Pause ganz eklatant der Spielrhythmus.
„Insgesamt sieht man, dass die sieben Monate Pause doch sehr lang waren und dass es Zeit braucht, um zurückzukommen“, sagte der ehemalige Davis-Cup-Kapitän Patrick Kühnen als Sky-Experte. Zverevs Leistung gegen Fritz sei von Beginn an enttäuschend gewesen: „Er kam nie ins Match rein, nach dem frühen Break ist ihm das Match davongelaufen.“
Im ersten Satz hatte der Weltranglisten-Neunte Fritz die deutsche Nummer eins in 21 Minuten regelrecht vorgeführt. Im zweiten Satz spielte Zverev etwas stabiler, aber längst noch nicht mit der Sicherheit, die ihn bis zu seiner schweren Verletzung im French-Open-Halbfinale gegen Rafael Nadal ausgezeichnet hatte. Er habe das Gefühl gehabt, Zverev sei nach der langen Pause „ein bisschen eingerostet“, sagte Fritz hinterher: „Er hat mir viele freie Punkte gegeben.“
Für Zverev hat das vor allem körperliche Gründe, erst seit zwei, drei Wochen kann er nach eigener Aussage wieder schmerzfrei trainieren. Physisch sei er „noch nicht auf dem Niveau, auf dem ich sein muss“, gab er zu: „Ich werde viel schneller müde als vorher. Ich bin nicht so schnell wie ich es wahrscheinlich war.“
Dass sich das bis zum Start der Australian Open ändert, ist fraglich. Zverev muss auf eine gute Auslosung hoffen und darauf setzen, dass er sich mit zunehmender Spielpraxis steigern kann. Ansonsten droht eine große Enttäuschung beim „Happy Slam“.
Neben Zverev verlor am Montag auch die Wimbledon-Viertelfinalistin Jule Niemeier ihr Match gegen Madison Keys aus den USA (2:6, 3:6). Das deutsche Team hat damit keine Chance mehr auf das Weiterkommen beim mit 15 Millionen US-Dollar (14,05 Millionen Euro) dotierten Mixed-Turnier. (dpa)
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