Berliner Filmfestspiele: Berlinale-Retro mit Filmen übers Jungsein

Es ist nicht leicht, jung zu sein: Der Titel des lettischen Dokumentarfilms von Juris Podnieks von 1986 könnte über vielen Coming-of-Age-Filmen stehen, denn beim Jungsein und dem Erwachsenwerdens handelt es sich nie um einen einfachen Prozess. Freiheitsdrang, Widerstände, Aufbruchstimmung, gepaart mit dem Gefühl unendlicher Einsamkeit, oft auch der Überforderung – das kennt jeder auf die eine oder andere Art. Die Angstlust auf das Älterwerden prägt viele Coming-of-Age-Filme,

Anders als bisher wird sich die Retrospektive der 73. Berlinale im nächsten Februar (16. bis 26. 2.) keiner filmhistorischen Epoche oder einem filmästhetischen Phänomen widmen, sondern dem Jungsein. Unter dem Titel „Young at Heart – Coming of Age at the Movies“ widmet sich die Retro dem jugendlichen Lebenswelten und den Geschichten vom Erwachsenwerden im Coming-of-Age-Film. Einem Genre, das mit Nicholas Rays „Rebel Without a Cause“ (Denn sie wissen nicht, was sie tun“) begründet wurde, mit James Dean als Jim Stark – worauf die Berlinale in ihrer Mitteilung hinweist.

Dabei probiert das Festival ein neues Modell aus. Erstmals wird das Programm nicht vom Team der Deutschen Kinemathek unter Leitung ihres Direktors Rainer Rother ausgewählt, sondern von von rund 30 namhaften Filmschaffenden. Das Festival hat sie eingeladen, ihren persönlichen Favoriten zum Coming-of-Age-Thema zu nennen, daraus soll die Reihe dann von der Kinemathek kuratiert werden.

Zu den eingeladenen Filmkünstler:innen gehören die Regisseur:innen Maren Ade, Pedro Almodóvar, Wes Anderson, Lav Diaz, Alice Diop, Ava du Vernay, Nora Fingscheidt, Ryusuke Hamaguchi, Mohammad Rasoulof, Céline Sciamma, Martin Scorsese, Wim Wenders und Jasmila Žbanic sowie die Schauspieler:innen Juliette Binoche, Ethan Hawke, Karoline Herfurth und Tilda Swinton.

„Nach zwei Jahren Pandemie fühlen wir uns doch alle wie eine Figur in einem Coming-of-Age-Film. Wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren, und wir wissen nicht, wer wir künftig sein werden“, erläutert der Künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, die Idee. Das Besondere an den Filmen sei, „dass sie Ungewissheit in Begeisterung für etwas verwandeln, das in Zukunft passieren könnte“.

„In unserem Heute stellt sich die junge Generation Ängsten, Zweifeln und einer unsicherer werdenden Zukunft angesichts von Klimawandel, Pandemie- und Kriegserfahrungen“, so Kinematheks-Direktor Rainer Rother. Das Kino – als kulturelle Institution ebenfalls im Wandel begriffen – biete einen Ort, „in die Begegnung zu gehen und Ideen aufzuzeigen, unsere Zukunft zu gestalten“. Filme und ihr Erleben auf der großen Leinwand könnten Halt und Orientierung geben, aber auch Freiheit denken.

Die vollständige Liste der teilnehmenden Filmschaffenden sowie die Titel-Auswahl sollen im Januar veröffentlicht werden. 

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