Berliner Bühnen sind spitze: Rückenwind nach dem Theatertreffen
Nach dem Theatertreffen ist vor der nächsten kulturpolitischen Abfahrt. Und so schwer es auch fällt, nach dieser seltsam sortierten Auswahl der zehn „bemerkenswertesten“ Inszenierungen Bilanz zu ziehen, hat sich doch etwas gezeigt. Die drei Berliner Produktionen zählten zu den stärksten. Das war offenkundig. Das ist eine deutliche Ansage für die bevorstehenden Verhandlungen über den Kulturetat, dem weitere Kürzungen drohen.
Ob Brecht aus München, „Blutbuch“ aus Magdeburg, Garcia Lorca aus Hamburg oder „Double Serpent“ zuletzt aus Wiesbaden: All diese Stücke pflegen eine befremdliche Künstlichkeit, wirken irgendwie outriert und laufen sich fest in abgeschlossenen Zirkeln. Verkopfte Rituale, mechanisch agierende Figuren, blasse Konzepte waren zu durchleben.
Einzig die Hommage an Pina Bausch vom Wuppertaler Tanztheater brachte Leben ins Festspielhaus. Eine jahrzehntealte Choreografie mit den heute 70-, 80-jährigen Tänzerinnen und Tänzern von damals – das ging ans Herz, war klug und elegant.
Ein wahres Märchen
Für das Theatertreffen bleibt es ein Problem, wenn die Jury viele Berliner Beiträge einlädt. Denn das Publikum kommt doch zu einem großen Teil von hier. Es gab noch einmal ein Wiedersehen mit „ja nichts ist ok“ von René Pollesch, eine Verbeugung vor dem im Februar 2024 verstorbenen Theatermann. Gespielt wurde das Solo für Fabian Hinrichs zuhause in der Volksbühne. Dort wirbelte auch Florentina Holzinger mit „Sancta“ mit unbändiger Kraft. Viele haben damit Probleme, aber es gibt derzeit nichts Vergleichbares.
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Das Maxim Gorki Theater war mit „Unser Deutschlandmärchen“ zum Theatertreffen eingeladen, ein tolles Kunststück. Tatsächlich einmal ein Theater mit Rollen aus Fleisch und Blut, eine harte Migrationsgeschichte. Ein musikalisches Erlebnis mit Sesede Terziyan und Taner Sahintürk. Und auch noch mit Humor. So etwas gibt es sonst nur im Grips Theater.
Berlin liegt vorn. Wie lange noch? An diesem Donnerstag soll Sarah Wedl-Wilson das Amt der Kultursenatorin übernehmen. Mit ihr verbinden sich große Hoffnungen. Bald steht auch wieder ein Gespräch der Szene mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner an. Ästhetik und Kulturpolitik sollte man nicht gegeneinander ausspielen. Aber beim Theatertreffen hat man sehen können, was die Bühnen in der Hauptstadt leisten: ein weiteres Argument für die kommenden Auseinandersetzungen.