Berlin zahlt für private „Kunsthalle“

Gegen die sogenannte „Kunsthalle Berlin“, die vor wenigen Tagen in den Hangars 2 und 3 des Tempelhofer Flughafens eröffnet hat, regt sich immer mehr Protest von Berliner Künstlerinnen und Kulturschaffenden. Nachdem es auf Instagram und Facebook bereits Boykott-Aufrufe gegen das Projekt gegeben hatte, meldete sich jetzt auch der Berufsverband Bildender Künstler:innen Berlin (bbk berlin) mit einer Stellungnahme zu Wort.

Kritisiert wird in dem Schreiben vom vergangenen Sonntag die „Unter-der-Hand-Vergabe“ der Flächen am ehemaligen Flughafen an den Kulturmanager Walter Smerling. Smerlings Verein „Stiftung für Kunst und Kultur e.V.“ hat die Hangars, die von der staatlichen Tempelhof Projekt GmbH verwaltet werden, für die nächsten zwei Jahre gemietet. Nun berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, der private Verein erhalte die Flächen unentgeltlich und obendrein werden die Betriebskosten von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen subventioniert. Pro Monat würden laut „FAZ“ 50 000 Euro Betriebskosten vom Senat übernommen. „Das sind in 2 Jahren 1,2 Mio. Euro – das Doppelte dessen, was der Landeshaushalt für Kunstankäufe sämtlicher Kunstinstitutionen des Landes vorsieht“, rechnet der bbk vor.

Der Name „Kunsthalle“ führt in die Irre

Was die Berliner Künstlerschaft und die freie Szene eigentlich gehofft hatte, war, dass die Flächen in Tempelhof von der öffentlichen Hand zur künstlerischen Nutzung für alle Berliner Künstler:innen entwickelt werde. Der Name „Kunsthalle Berlin“ suggeriert, es handele sich um eine öffentliche Institution.

Dabei, so sehen es viele, verfolgt Smerling in Tempelhof ein eigennütziges Projekt, das vor allem seinen eigenen und den Interessen seines Netzwerks aus Politikern, Immobilienentwicklern und Kunsthändlern Möglichkeiten bieten wird.

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An der mangelnden Unterstützung und dem fehlenden Gestaltungswillen des Berliner Senats entzündet sich nun auch die Kritik in den sozialen Medien. Menschen mit jeder Menge Ressourcen würden hier unter der wohlwollenden Hand der Politik Ungleichheit weiterführen, heißt es sinngemäß in einem Instagram-Post des Berliner Ausstellungsmachers und Projektraumbetreibers Heiko Pfreundt.

Es gehe öffentliches Geld an diese private Kunsthalle, während Berliner Künstler:innen gerade auch in Folge der Pandemie dringend finanzielle Unterstützung durch die Stadt bräuchten, schreibt der Künstler Pierre Granoux. „Hinterzimmerdeals“ müssten künftig ausgeschlossen werden, fordert der bbk berlin verärgert.