0:1-Niederlage in der Alten Försterei: Der 1. FC Union verliert gegen Gilloise

Es herrschte große Vorfreude in Köpenick am Donnerstagabend. Vor dem ersten Europapokalspiel in der Alten Försterei konnten auch der strömende Regen und überschwemmte Straßen vorm Stadion den Fans vom 1. FC Union nicht die gute Stimmung vermiesen. Zu glücklich war man in Köpenick, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in einem großen europäischen Wettbewerb im eigenen Stadion spielen zu dürfen. „Stadion an der Alten Försterei – Fußball, wo er hingehört“ lauteten Banner auf der Waldtribüne, denen die Union-Fans mit „Alte Försterei, Alte Försterei, Alte, Alte, Alte Försterei!““-Gesängen Nachdruck verliehen.

Lange vor dem Anpfiff war nicht nur die Waldtribüne, sondern das gesamte Stadion voll. Die 21.512 Zuschauenden sorgten für Gänsehautstimmung und auch der Regen ließ pünktlich zu Spielbeginn nach. Im ersten Gruppenspiel empfingen die Berliner den belgischen Erstligisten Royale Union Saint-Gilloise und mussten sich trotz einer guten zweiten Hälfte letztlich mit 0:1 (0:1) geschlagen geben. „ Die erste Hälfte war ungenügend. Es war nicht das, was wir uns vorgenommen haben“, bilanzierte Union-Trainer Urs Fischer. „Bezeichnend war, wie wir das Gegentor verteidigt haben. Anstatt ins Gegenpressing zu gehen, sind wir eher zurückgewichen.“

Mit viel Selbstvertrauen im Rücken nach dem starken Unentschieden gegen Bayern München am letzten Wochenende legten die Unioner entschlossen los. Im Vergleich zum 1:1 wechselte Fischer seine Mannschaftsaufstellung auf drei Positionen: Janik Haberer und Genki Haraguchi ersetzten András Schäfer und Morten Thorsby im zentralen Mittelfeld, Niko Giesselmann begann anstelle von Julian Ryerson auf der linken Außenbahn. Sonst vertraute Fischer auf die gewohnte 5-3-2-Formation.

Im Vorfeld des Duells hatte Fischer gesagt, dass mit Saint-Gilloise ein Team nach Köpenick komme, dass eine ähnliche Art habe, Fußball zu spielen wie Union. Viel Einsatz, Laufbereitschaft, gepaart mit schnellem Umschaltspiel und langen Bällen auf die Kette des Gegners. So entstand auch die erste Chance des Spiels, die den Gästen gehörte. Früh störende Unioner wurden mit einem langen Ball überspielt und Saint-Gilloise konnte sich aus dem Pressing lösen. Dante Vanzeir kam halbrechts im Strafraum zum Abschluss, traf aber nur das rechte Außennetz.

Saint-Gilloise stand tief und wurde über Konter gefährlich

In der Folge zeigte sich das erwartete Spiel: Die Belgier standen tief und attackierten Union frühestens ab der Mittellinie, stetig lauernd auf Konter über ihre schnellen Stürmer Vanzeir und Victor Boniface. Union dagegen tat sich schwer im Spiel nach vorne und kam erst in der 19. Minute durch Kevin Behrens zur ersten Chance, die es aber direkt in sich hatte. Haberer nutzte auf der rechten Seite den ihm überlassenen Platz und fand Behrens am Elfmeterpunkt. Der Angreifer traf den Ball zwar nicht richtig, gefährlich wurde er aber trotzdem, da Saint-Gilloises Ismael Kandouss den Ball mit der Brust noch abfälschte. Der Ball ging knapp links vorbei und der Führungstreffer blieb aus.

Die Berliner hatten ihre Probleme mit den schnellen Angreifern von Saint-Gilloise und präsentierten sich ungewohnt passiv in den Zweikämpfen. „Wir kamen nicht in die Zweikämpfe und standen oft zu weit weg“, sagte Fischer. Zusätzlich häuften sich in der Offensive die Ungenauigkeiten im letzten Drittel. Auch die zahlreichen Flanken aus dem Halbfeld, etwa durch Giesselmann, brachten nichts ein gegen aufmerksam und kompakt verteidigende Belgier, wie auch Fischer anerkennen musste.

Das Spiel fand hauptsächlich im Mittelfeld statt, dennoch war Saint-Gilloise der Führung insgesamt näher als die Unioner. In der 39. Minute nutzten dann die Gäste ihre erste richtige Chance im Spiel. Nach einem Ballgewinn schaltete Loic Lapioussin schnell um und schickte Boniface auf der linken Seite. Dieser nutzte die Überzahlsituation und bediente halbrechts im Strafraum Senne Lynen, der überlegt ins kurze Eck abschloss. Und die Union-Fans? Zeigten sich unbeeindruckt, sangen weiter von ihrer Liebe zu Union und übertönten den Jubel der mitgereisten Auswärtsfans. So ging es nach einer ereignisarmen Halbzeit mit dem knappen 0:1-Rückstand aus Sicht der Berliner in die Pause.

In der zweiten Hälfte spielte Union nur noch auf ein Tor

Im zweiten Durchgang zeigte sich zunächst ein unverändertes Bild: Union versuchte sich nach vorne zu kombinieren, die abwartenden Belgier fingen den Ball ab und konterten. Glück für Union und Glück für Frederik Rönnow im Tor, dass in der 54. Minute nicht per Kopfball durch Vanzeir das 2:0 für Saint-Gilloise fiel. Nach einer Flanke aus dem linken Halbfeld war Rönnow herausgeeilt, erreichte den Ball aber nicht, der letztlich knapp über die Latte ging.

Danach wachte Union auf und spielte im weiteren Verlauf nur noch auf das gegnerische Tor. Nach einer Ecke in der 68. Minute kamen die Berliner aus dem Gewühl heraus mehrmals zum Abschluss, doch der Ausgleich wollte einfach nicht fallen. Auch nicht knapp zehn Minuten später, als der eingewechselte Sven Michel aus zentraler Position aus etwa zehn Metern zu unplatziert abschloss. Kurze Zeit später war es erneut Michel, der vergab und auch der ebenfalls eingewechselte Tim Skarke konnte mit seinem Kopfball nicht mehr für den Lucky Punch sorgen.

Der Höhepunkt eines unglücklichen Europapokalabends war dann die rote Karte in der Nachspielzeit für Michel, der nach einem zu heftigen Foul vom Unparteiischen Serhiy Boiko des Feldes verwiesen wurde. Danach war Schluss in der Alten Försterei und ein ernüchtert wirkender Fischer sah in der Niederlage „eher einen Schritt nach hinten als nach vorne“. Seinem Team habe es an Lösungen gefehlt, an der letzten Konsequenz und Entschlossenheit. „Wenn du eine Halbzeit wegschenkst, wird es einfach schwierig international.“

Im Gegensatz zu den Spielern auf dem Platz, präsentierten sich die Union-Fans am Donnerstag in Europa-League-Form und feierten ihre Mannschaft noch lange nach Abpfiff. Union steht nach der Niederlage gegen den vermeintlich schwächsten Gegner der Gruppe nun schon etwas unter Druck bei Sporting Braga in einer Woche.

Zur Startseite