Carapaz düpiert Topstar Pogacar und holt Gold
Nach dem Corona-Schock im deutschen Team blieb Maximilian Schachmann beim Schlagabtausch am Mount Fuji das Happy End verwehrt, stattdessen raste der Tour-Dritte Richard Carapaz zur olympischen Goldmedaille
Beim brutalen Straßenradrennen über 234 Kilometer und fast 5000 Höhenmetern sowie Temperaturen von über 30 Grad musste sich der gebürtige Berliner trotz einer kämpferischen Vorstellung mit dem zehnten Platz begnügen. Den Sieg holte sich der Mann aus Ecuador vor dem belgischen Alleskönner Wout van Aert und dem slowenischen Tour-Champion Tadej Pogacar.
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Auch wenn es nicht zu einer Medaille langte, zeigte Schachmann eine gute Leistung. Denn zwischenzeitlich war der deutsche Meister am steilen Mikuni-Pass schon abgehängt, doch er kämpfte sich zurück und musste erst auf den letzten Kilometern abreißen lassen. Damit verpasste er die erste deutsche Podestplatzierung im olympischen Straßenrennen seit Sydney 2000.
Erschwerte Bedingungen für die deutschen Fahrer
Schachmann war im auf drei Fahrer reduzierten deutschen Team quasi als Einzelkämpfer unterwegs. Vorausgegangen waren bange Stunden, nachdem Teamkollege Simon Geschke am Freitagabend wegen eines positiven Corona-Tests passen musste und sein Zimmerkollege Emanuel Buchmann wegen eines Nachtests eine ganz kurze Nacht hatte.
Doch allen Widerständen zum Trotz gab Schachmann nicht auf und machte mit großem Einsatz seine Nachteile am Berg wett. Der 27-Jährige hatte sich akribisch auf Olympia vorbereitet und war fast zwei Wochen vor dem Rennen bereits nach Japan angereist. Doch es sollte nicht reichen. Stattdessen jubelte im Alleingang der frühere Giro-Sieger Carapaz, der aus der Spitzengruppe attackiert hatte und nun die Nachfolge des Belgiers Greg van Avermaet antrat.
Durch den Positiv-Test von Geschke waren die Voraussetzungen für Schachmann nicht die besten. Erklären konnte es sich Geschke nicht, zumal er bereits gegen das Virus geimpft ist. „Es war ein großer Schock. Ich habe den ganzen Tag gedacht, dass der positive Test ein Fehler ist“, sagte Geschke am Samstag dem ZDF. Der PCR-Test habe dann aber das Ergebnis des Spucktests bestätigt, „wenn auch sehr schwach“, wie Geschke betonte.
Sein Wert sei sehr gering gewesen. „In Europa dürfte ich reisen, auch bei der Tour“, erklärte der gebürtige Berliner. „In Japan ist alles ein bisschen anders. Es kann sein, dass sie es ernster nehmen. Ich habe von zehn Tagen Quarantäne gehört, was schlecht wäre.“ Symptome habe er nicht. „Körperlich fühle ich mich sehr gut. Wenn sie bestätigen würden, dass von mir keine Ansteckungsgefahr ausgeht, wäre ich gerne gefahren.
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Fahren durfte dagegen Geschkes Zimmerkollege Buchmann, nachdem ein zweiter PCR-Test des 28-Jährigen negativ ausgefallen war. Und das schwere Profil sowie die Hitze wären eigentlich genau nach Buchmanns Geschmack gewesen. Doch der kaum ausgeschlafene Tour-Vierte von 2019 war nicht konkurrenzfähig.
Carapaz hängt alle ab
Im Rennen ging es gut 35 Kilometer vor dem Ziel am 6,5 Kilometer langen und im Schnitt 10,6 Prozent steilen Mikuni-Pass zur Sache. Dabei sprengte Toursieger Pogacar mit einer Attacke die Spitzengruppe. Auch Schachmann konnte dem Tempo nicht mehr folgen. Doch als das Taktieren begann, waren die Besten alle wieder beisammen.
Rund 10 000 Zuschauer durften das Finale auf den Tribünen sogar verfolgen. Im Zielbereich war die Hälfte der Tribünenkapazität zugelassen. In der Region Tokio werden die Wettkämpfe wegen des vierten Corona-Notstandes ohne Zuschauer ausgetragen. Trotzdem hatten sich viele Japaner dort an den Straßenrand gestellt. Die Behörden hatten die Bevölkerung eigentlich aufgerufen, wegen den steigenden Corona-Zahlen nicht an die Strecke zu gehen. Ein Verbot gab es aber nicht. (dpa)