„Tanz auf dem Vulkan“ im Renaissance-Theater : Das Sehnsuchtsjahrzehnt

Es muss ja einen Grund dafür geben, dass die 1920er Jahre bis heute als Sehnsuchtsjahrzehnt durchgehen. Vor allem die Zwanziger in der Hauptstadt, die Babylon-Berlin-Ära. Klar, den größten Appeal dürften die vielbeschworenen Ausschweifungen haben, die wilden Nächte irgendwo zwischen dem Hautevolee-Tempel „Himmel und Hölle“ und dem „Hundejustav“. Nacktrevuen, Koks und Schampusbrunnen – das klingt ja auch besser als Wet-T-Shirt-Contest am Ballermann.

Nicht zu vergessen: Musikalisch waren es wirklich gute Jahre. Was untrennbar auch mit dem Namen Kurt Weill verbunden ist. Mit dem steigt der Schauspieler, Sänger und Entertainer Sven Ratzke jetzt am Renaissance-Theater in den Ring. Was wörtlich zu nehmen ist, Bühnenbildner Momme Röhrbein hat Ratzke eine Arena mit Seilen für seinen Abend „Tanz auf dem Vulkan“ gebaut.

Das Matangi-Quartett rund um Sven Ratzke schrauben die Weill-Songs auseinander und setzen sie neu zusammen.

© Ann-Marie Schwanke/Siegersbusch

Nein, Ratzke gibt seiner Hommage an Weill und die Weimarer Republik eine wirklich eigene Note. Noch mitnehmender als vor Jahren, als er im Programm „Ich hab‘ den Groschenblues“ schon mal mit Weill und Brecht unterwegs war (wobei aus rechtlichen Gründen die „Drei“ vor den Groschen wegfallen musste).

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