Die Murder-Mystery „Wenn der Herbst naht“: Der Tod lauert im Pilzragout
Ein Haus auf dem Land im Burgund. Der Garten erglüht in den Farben des Herbstes, Wind rauscht in den Wipfeln. Es regnet immer wieder, doch drinnen wispert das Kaminfeuer in Großbuchstaben: BEHAGLICHKEIT. Frankreich wie aus dem Bilderbuch und doch beschleicht einen das Gefühl: Hier ist nichts so idyllisch, wie es scheint.
Die jahreszeitliche Herrlichkeit bekommt in François Ozons „Wenn der Herbst naht“ eine geradezu haptische Qualität. Unter den feuchten Farnen strecken Pilze ihre Köpfe aus dem Laub – als wären sie zu nichts Bösem imstande. Wie zum Beispiel: Angehörige vergiften.
Ozon und Piazzo führen Michelle als umsichtigen Menschen ein. Sie fährt ihre Freundin Marie-Claude (Josiane Balasko) zum Gefängnis, als deren Sohn Vincent (Pierre Lottin) seine Strafe abgesessen hat. Hingebungsvoll bereitet sie alles für den Ferienbesuch ihres geliebten Enkels Lucas vor. Warum nur hegt Tochter Valérie solch einen Groll gegen sie? Beim gemeinsamen Mahl – Michelle selbst isst keine Pilze, auch Lucas verzichtet – wird Valéries ganze Verachtung spürbar. Kurze Zeit später muss der Notarzt kommen und ihr den Magen auspumpen.
Ozon ist ein meisterhafter Erzähler. Er schildert das alles mit Muße: in ruhigen Einstellungen mit sanfter Kamerabewegung, ohne den überspitzten Tonfall einer schwarzen Komödie. Trotz des bedächtigen Tempos entwickelt „Wenn der Herbst naht“ spürbaren Zug. Hinter der Ruhe der Bilder öffnet sich Raum für psychologische Deutungen. Ein Mordversuch? Valérie glaubt fest daran und untersagt der Großmutter den Umgang mit ihrem Enkel. Für Michelle bricht eine Welt zusammen.
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