Wie nahe stehen sich Russland und China wirlich?: „Moskau verfolgt das Disruptive, Peking das Evolutionäre“

Herr Urbansky, Herr Wagner, Sie haben mit Ihrem Buch „China und Russland“ die „Kurze Geschichte einer langen Beziehung“ geschrieben. Seit dem Ende des Kalten Krieges hat sich nur der englische Historiker Philip Snow an eine umfassende Darstellung des bilateralen Verhältnisses gewagt. Woran liegt das?
MARTIN WAGNER: Unser Gegenstand galt unter Osteuropa-Historikern lange als exotisch. Man hat Russland meist vom Westen aus betrachtet und vergessen, dass es auch eine östliche Grenze gibt. Wir beide haben uns aber schon lange für das Verhältnis interessiert, ohne zu ahnen, welche geopolitische Brisanz es einmal entwickeln würde.