Berliner Panorama: Die Malerei von Maxim Gunga

„Uber home“ heißt eines der Bilder von Maxim Gunga. Vier exaltierte Geschöpfe wollen sich in ein Auto quetschen, der Fahrer schaut einigermaßen entsetzt. Woher sie kommen, lässt sich bloß mutmaßen, es könnte einer der legendären Berliner Clubs sein – oder die achtziger Jahre. Doch das Uber verweist auf ein gegenwärtiges Motiv, außerdem ist Gunga Jahrgang 1994.

Den Neo-Expressionismus eines Rainer Fetting oder Salomé lässt der junge, gerade sehr erfolgreiche Maler sichtlich aufleben. In seiner Ausstellung in der Galerie Robert Grunenberg scheint die Zeit vor dem Mauerfall mitzuschwingen: Berlin wird zur farbexplosiven Kulisse nächtlicher Exzesse und jede Figur dieser Szenen zum optischen Faszinosum. Bilder wie „CK Daunenmantel am flowten“ von 2019 treiben die Lust an der Vieldeutigkeit auf die Spitze: Die bauschige Gestalt mit ihren hohen roten Stiefeln und dem kalkweißen Gesicht könnte ebenso aus dem Theater stammen.

Volten des Schöpferischen

Doch dann gibt es ganz alltägliche Momente im Werk des jungen Berliner Künstlers. „Ubahn is drivin“ (2022) ist das Ergebnis seiner Fahrten nach Weißensee, wo eine Zeitlang Gungas Atelier war. Wie er die bunt durchmischte, im Waggon für kurze Zeit zusammengepresste Gemeinschaft erlebt, ist eine Volte des Schöpferischen und der Fantasie. Gunga sieht Farben, Formen, Strukturen und fügt daraus ein Berliner Panorama zusammen. Menschen in der Großstadt, anonym und dennoch ineinander verwoben. „Es gibt hier keine klaren Hierarchien zwischen innerem und äußerem Erleben, Körper und Seele, Zivilisation und Wildnis“, schreibt Oliver Koerner von Gustorf in einem Text zu Gungas Ausstellung. Diese Feststellung wird in Gungas spektakulärer Soloschau unmittelbar erlebbar.