Der PEN Berlin in der Krise : Nahost-Resolution spaltet Schriftstellervereinigung
Als der PEN Berlin sich Anfang November in Hamburg zu seiner gerade erst dritten Mitgliederversammlung und einem öffentlichen Kongress traf, wurde dort beschlossen, sich erst einmal nicht mit dem Resolutionsantrag einer Gruppe von Mitgliedern unter dem Titel „Getötete Journalist:innen, Autor:innen in Gaza und im Libanon und vernichtetes Kulturgut“ zu befassen, sondern darüber auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu diskutieren.
Das Hamburger Treffen ging denn auch überraschenderweise weitestgehend konfliktfrei über die Bühne, unter anderem mit der Wahl von Thea Dorn als neuer Sprecherin nach Eva Menasse; doch der Anfang der Chronik der Zerreißprobe, die der gerade einmal zwei Jahre existierende Verein jetzt zu bewältigen hat, wurde mit der Verschiebung dieses Resolutionsantrags schon in Hamburg geschrieben.
Drei Resolutionsentwürfe
Drei Entwürfe dieser angestrebten Resolution standen bei der außerordentlichen Online-Mitgliederversammlung am vergangenen Wochenende zur Debatte. Die eine kritisierte stark die Kriegsführung der Israelis, die andere zeigte sich Israel-freundlicher, und die dritte mit dem Titel „Für den Schutz von Schriftsteller:innen und Journalist:innen im aktuellen Nahostkonflikt“ wurde schließlich verabschiedet, mit einer knappen Mehrheit von 83 zu 82 Stimmen.
Dieser Resolutionskompromiss liest sich nun ganz manierlich, da wird der Terrorangriff der Hamas genauso ausdrücklich verurteilt wie die israelische Kriegsführung nicht „von Kritik ausgenommen werden kann.“
Der PEN Berlin, das Wort und die Wiederholung Versuch größtmöglicher Toleranz
Der Historiker Ilko-Sascha Kowalzuk, der seinen Austritt lieber auf der Plattform X bekanntgegeben hat, spricht von „unnützen politischen Erklärungen“, die die Welt weder besser noch schlechter machen würden, und bringt es auf den Punkt: „PEN Berlin sollte sich für die unterdrückten, verfolgten, bedrängten Kolleg:innen in aller Welt einsetzen und sich nicht zum Gegenstand lächerlicher Aufmerksamkeit machen.“ Nur dass diese Aufmerksamkeit von den vielen mit der Resolution Unzufriedenen allzu gern zusätzlich gesucht wird.