Henning May und seine Parteispende: Heute nicht mehr tanzen, sondern die Grünen wählen gehen

Fast fühlt man sich an die Zeiten erinnert, als Siegfried Lenz und Günter Grass auf Wahlkampftour für Willy Brandt gingen: Der Sänger Henning May von der Kölner Band AnnenMayKantereit hat gerade 95.000 Euro für die Grünen und damit auch Robert Habecks Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl am 23. Februar gespendet. Das wurde bekannt, weil Spenden von Unternehmen und Privatpersonen, die über 35.000 Euro liegen, im Spendenregister des Deutschen Bundestags veröffentlicht werden.

Nun ist der 32 Jahre alte Henning May kein Grass oder Lenz, sondern ein Popstar von nicht zu vernachlässigender Berühmtheit, noch kein Grönemeyer oder Lindenberg, aber mit den Hits seiner Band AnnenMayKantereit wie „Oft gefragt“, „Pocahontas“ oder „Tom´s Diner“ auch älteren Generationen als der seinigen ein Begriff. Interessant ist, dass er sich eindeutig für eine Partei positioniert.

Grönemeyer ist zurückhaltender

Während Herbert Grönemeyer erst vor ein paar Wochen Robert Habeck per Anwalt untersagte, seinen Song „Zeit, dass sich was dreht“ in einem Social-Media-Video allein nur zu summen (nachdem er schon der Jungen Union verboten hatte, den Song bei ihren Veranstaltungen zu spielen), ist May offen Anhänger der Grünen. Schon auf deren Jubiläumsfeier 2020 trat er auf.

Und während Grönemeyer zwar wie May mit der Fridays-for-Future-Bewegung sympathisiert, wird May gern noch aktiver: Mit seiner Band trat er bei einer Mahnwache gegen den Abriss des nordrhein-westfälischen Dorfes Lützerath auf, das inzwischen dem Tagebau Garzweiler II zum Opfer fiel.

Ob die Spende für die Grünen etwas nützt, mag das eine sein. Der Allianz von Pop und Politik verleiht sie zumindest noch einmal eine neue, seriösere Facette. Besonders erfolgsversprechend jedoch ist diese Allianz ja in den USA nicht gewesen. Da hatten Kamala Harris und die Demokraten alles, was im Pop Rang, Namen und vor allem Follower hat, auf ihrer Seite.

Hierzulande weiß jemand wie Grönemeyer nur zu gut, warum er sich in puncto Parteiensympathien zurückhält und allein offen zum Widerstand gegen die AfD aufruft. Nicht zuletzt in eigener Sache, aber auch der des Pop. Denn der verträgt sich schlecht mit Politparolen, wird leicht auch von anderer, rechter Seite vereinnahmt – und macht sich auch noch lächerlich wie zuletzt Dieter Bohlen, der sich ernsthaft anbot, für Friedrich Merz den Elon Musk zu machen.

Und wie war das 1972 bei Grass und Lenz? Die waren zwar erfolgreich, Willy Brandt wurde 1972 Bundeskanzler. Viele ihrer Bücher sollten aber fortan unter ihrem Politengagement leiden, besonders die von Grass.