Praemium Imperiale gibt Preisträger bekannt

Etwas eint die Preisträger des Praemium Imperiale, die am Dienstag weltweit bekannt gegeben wurden: Ein ausgeprägter Sinn für Poesie und Nachhaltigkeit, ein großer Respekt vor der Schöpfung. Den Ort für die Bekanntgabe hatte Klaus-Dieter Lehmann, internationaler Berater der Japan Art Association, die den mit jeweils 115 000 Euro dotierten Preis vergibt, mit Bedacht gewählt. David Chipperfield, der Architekt der James-Simon-Galerie, in deren Auditorium sich die Gäste versammelten, war selbst Preisträger.

Den mit 40 000 Euro dotierten „Grant for Young Artists bekommt in diesem Jahr das „Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro“ in Italien. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr in der Kategorie Malerei der Brasilianer Sebastiao Salgado. Die Auszeichnungen für Musik und Architektur gingen an den US-Cellisten Yo-Yo Ma und den australischen Architekten Glenn Murcutt. Für Skulptur wird James Turrell geehrt mit dem Nobelpreis der Künste, wie der Praemium Imperiale auch genannt wird. Ein Werk des Lichtkünstlers ist in Berlin in der Kapelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu besichtigen.

Lichtskulptur Himmel

Der frühere Leiter des Hamburger-Bahnhof-Museums für Gegenwart, Eugen Blume, erläuterte das Werk des Amerikaners, der von Kindheit an vom Phänomen Licht fasziniert war, und sich intensiv auch mit der Wahrnehmungspsychologie, dem Fliegen und der Philosophie befasst hat. „Kein Licht gibt es nicht“, sagt der Künstler am Anfang einer filmischen Präsentation seines Werks. „Denn wir tragen das Licht in uns.“ Turell hat unter anderem 102 Skyspaces geschaffen, Räume oder Häuser mit Öffnungen in der Decke zur Betrachtung der Lichtskulptur Himmel. Eines der ambitioniertesten Kunstwerke der Welt ist der Roden Crater in Arizona, an dem er seit 1979 arbeitet. 2026 soll die Eröffnung sein. Die Kapelle auf dem Friedhof hat er völlig überraschend auf Anregung eines Pfarrers übernommen, indem er das Licht in einer meditativen Weise verändert auch als Konfrontation mit der Endlichkeit des Seins. Einen „überfälligen Preisträger“ nannte Blume den 78-jährigen.

Architektur der Stille

Die Häuser des australischen Einzelkämpfers Glenn Murcutt könnten auch in Brandenburg stehen, sagte Heinrich Wefing, der Mitglied des Praemium-Imperiale-Beraterkommittees ist. „Jedes großartige Gebäude ist schon da. Es wird nicht geschaffen, es muss entdeckt werden“, lautet das Credo des Architekten, der ohne Mitarbeiter und ohne Computer arbeitet, der gerne einheimisches Holz verwendet und sich wünscht, „dass die Häuser die Erde nur leicht berühren“.  Er mag die „Architektur der Stille“.

Unfassbare Grausamkeiten

Werke des international anerkannten Fotografen Sebastiao Salgado waren in Berlin im C/ in der Ausstellung „Genesis“ zu sehen. „Fotografie ist meine Sprache“, sagt er. „Sie ist mein Leben“. Er ist der festen Überzeugung, dass der Portraitierte dem Fotografen das Bild zum Geschenk machen muss. Lange waren Krisen, Kriege und Katastrophen Themen seiner Schwarz-Weiß-Fotos, die Elenden der Welt. Bis er die Gewalt während des Völkermordes in Ruanda nicht mehr aushielt, die Grausamkeiten die Menschen anderen Menschen antun können. Nach einer längeren Pause, in der er mit seiner Frau mehr als eine Million Bäume pflanzte, um den Regenwald wieder aufzuforsten widmete er sich Aufnahmen unberührter Natur in entlegenen Ecken der Welt. So entstand „Genesis“.

Cellokonzert im Impfzentrum

Yo-Yo Ma hat zuletzt mit einem spontanen Dankeschön-Konzert in einem Impfzentrum in Boston die Helfer dort überrascht. Unter anderem nahm er mit den früheren Preisträgern Anne-Sophie Mutter und Daniel Barenboim zu Beethovens 250. Geburtstag das Tripelkonzert und die Siebte Symphonie in der Philharmonie auf.

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Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Italien der erste Restauratorenlehrgang Europas ins Leben gerufen. Nur 25 Studenten werden jährlich aufgenommen, um das fünfjährige Studium zu absolvieren und später Schäden, wie sie zum Bespiel durch Naturkatastrophen wie Erdbeben entstehen, zu beheben.

Die Bereitschaft der Ausgezeichneten, Grenzen zu überschreiten  und das Verbindende zu stärken, eine große Offenheit und mutiges gesellschaftliches Engagement können, so sieht es Klaus-Dieter Lehmann, gerade in der Corona-Krise Isolation und Abschottung durchbrechen.

Zugeständnisse wegen der Pandemie

Im letzten Jahr musste der Praemium Imperiale wegen der Pandemie ausfallen. Und auch in diesem Jahr verlangt sie noch Zugeständnisse. So gibt es keinen Preisträger in der Kategorie Film. Außerdem wird es diesmal es keine große Verleihungszeremonie in Tokio geben. Überreicht werden die Preise in Botschaften und Konsulaten der jeweiligen Heimatländer. Bei Glenn Murcutt würde sich Caroline Kennedy für die Übergabe eignen. Sie war neben Klaus-Dieter Lehmann, dem früheren japanischen Premierminister Shinzo Abe und anderen Teil des internationalen Beratergremiums, bis US-Präsident Joe Biden sie als Botschafterin nach Australien schickte.