Tatjana Maria steht im Viertelfinale gegen Jule Niemeier
Sie habe gedacht „mach einfach weiter”, erzählte Tatjana Maria nach dem größten Match ihrer Karriere. Völlig verdient hatte die 34-jährige Deutsche die Favoritin Julia Ostapenko 5:8, 7:5, 7:5 geschlagen und damit erstmals in ihrer Karriere das Viertelfinale von Wimbledon erreicht. Dort spielt sie gegen eine andere Deutsche: Jule Niemeier setzte sich am Sonntag auf dem Centre Court in 76 Minuten gegen die Britin Heather Watson mit 6:2, 6:4 durch. Womit feststeht, dass eine deutsche Spielerin im Halbfinale steht.
„Oh mein Gott. Ich habe keine Worte für dieses unfassbare Publikum“, sagte Maria überwältigt und bedankte sich für die Unterstützung. „Ich habe mir gesagt: Die glauben an mich, also glaube auch ich an mich.“
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Maria trifft nun auf Jule Niemeier oder die Britin Heather Watson. Im zweiten Satz wehrte Maria zwei Matchbälle ab und holte sich nach 2:07 Stunden den größten Erfolg ihrer Tennis-Karriere. Nur 15 Monate nach der Geburt ihrer zweiten Tochter Cecilia steht sie zum ersten Mal in ihrer Laufbahn bei einem Grand-Slam-Turnier unter den besten Acht. Maria kassierte dafür umgerechnet 360.000 Euro.
Durch den Erfolg erhält die in Bad Saulgau geborene Spielerin auch Einzug in den elitären „Last 8 Club“ von Wimbledon. Darin sind alle Einzel-Viertelfinalisten und erhalten unter anderem lebenslang Tickets für das prestigeträchtigste Turnier der Welt.
Die frühere French-Open-Siegerin Ostapenko kam zu Beginn mit der unorthodoxen Spielweise von Maria nicht zurecht. Die Deutsche blieb mit hoher Laufintensität lange in den Punkten, spielte die Bälle mit unangenehmem Unterschnitt, häufig unterlief Ostapenko ein Fehler. Maria führte schnell mit 3:1, doch langsam dosierte die Lettin (25) ihre gewohnt aggressive Gangart besser und holte drei Spiele in Serie.
Beide Spielerinnen stabilisierten sich bei eigenem Aufschlag. Beim Stand von 5:6 und Einstand unterlief Maria ein folgenschwerer Doppelfehler, anschließend holte sich Ostapenko nach 39 Minuten mit einer peitschenden Vorhand in die Ecke den ersten Satz.
„Ich weiß, dass es eine toughe Gegnerin ist, sie spielt die Bälle sehr, sehr schnell“, hatte Maria ihre Kontrahentin vor der Partie analysiert. Schon bei ihrer Doppel-Niederlage in Wimbledon hatte die 34-Jährige dies aus der Nähe analysieren können, auf das Einzel wurde sie wie gewohnt von ihrem Ehemann und Trainer Charles-Edouard taktisch eingestellt.
Zu Beginn des zweiten Satzes war Ostapenko zunächst nicht mehr zu stoppen, führte mit 3:0. Doch wie bei ihrem kraftraubenden Zweitrunden-Sieg gegen die Rumänin Sorana Cirstea gab Maria nie auf, kämpfte sich wieder heran und nahm Ostapenko den Aufschlag zum 3:4 ab. Beim Stand von 4:5 wehrte Maria mit ihrer Vorhand und einem Returnfehler ihrer Gegnerin die ersten beiden Matchbälle ab.
Ostapenko, die häufig Probleme mit der Konstanz hat, kam aus dem Tritt. Mit einem lauten Schrei feierte Maria das Break zum 6:5, ihr Mann jubelte auf der Tribüne mit beiden Fäusten – wenig später machte sie zu Null den Gewinn des zweiten Satzes perfekt.
Der entscheidende Durchgang wurde zur Nervenprobe. Wieder startete Ostapenko besser, schwankte aber zwischen den Extremen. Wieder kam Maria zurück. Beim Stand von 5:4 und einem Break vor schlug sie zum Matchgewinn auf, Ostapenko glich aus und tippte sich an die Stirn. Maria schaffte erneut das Break – und durfte schließlich jubeln. (Tsp/dpa)