ARD-Doku zum Rassismus im Fußball: Nicht die Umfrage, sondern das Ergebnis ist bedenklich

„Ein Afrikaner kann kein Deutscher sein. Deutscher Staatsbürger ja, aber kein Deutscher – das ist doch logisch.“ Zitat aus der Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“, die die ARD am Mittwoch um 21.30 Uhr zeigt. Der WDR wollte derartige Aussagen nicht anekdotisch, sprich als Einzelmeinung, stehen lassen, sondern nutzte sie für eine Umfrage, die Bundestrainer Julian Nagelsmann dann als „rassistisch“ und „Scheiß-Umfrage“ klassifizierte.

1304 Befragte

Die 1304 Befragten sollten sich zu Aussagen wie diesen positionieren: „Ich fände es besser, wenn wieder mehr weiße Spieler in der deutschen Nationalmannschaft spielen.“ Oder: „Ich finde es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben“.

Hat das Institut Infratest dimap, das sonst Wahlforschung für die ARD betreibt, diese Aussagen tatsächlich so formuliert, dass die folgenden Ergebnisse herauskommen mussten, wie sie auf der WDR-Homepage zu lesen sind? 66 Prozent finden es gut, dass in der deutschen Mannschaft mittlerweile viele Fußballer spielen, die einen Migrationshintergrund haben. 21 Prozent geben an, dass sie es besser fänden, wenn wieder mehr Spieler mit weißer Hautfarbe in der deutschen Nationalmannschaft spielen würden. Die Mehrheit der Befragten (65 Prozent) stimmte dieser Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zu.

Was wiegt schwerer: die 65 Prozent Nein-Sager oder die 21 Prozent Ja-Sager? In der Wahrnehmung der Ergebnisse stechen die 21 Prozent heraus, weil sie zu erkennen geben, dass der Fußball und seine Fans in Deutschland auch mit Rassismus durchsetzt sind. Darüber klärt die WDR-Dokumentation für die ARD auf. Sie stellt dar und sie stellt klar, sie denunziert nicht.

Fußball war, ist und wird kein reines Sommermärchen sein. Möglicherweise – und das ist jetzt eine unbewiesene Annahme – war früher alles schlimmer, haben ein Erwin Kostedde und ein Gerald Asamoah sehr viel düsterere Zeiten im Nationaltrikot erlebt. Weil Fußball das jeweilige gesellschaftliche Klima spiegelte und spiegelt.

Es gibt da einen Film von Rosa von Praunheim mit dem Titel: „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“. Der Film stammt von 1971. Und wenn diese Feststellung heute nicht mehr gilt, dann hat sich vielleicht auch der Fußball aufgemacht. Dann sind die 21 Prozent eine rassistische Minderheit, die zur immer kleineren rassistischen Minderheit wird. Die nächste Umfrage wird es zeigen.