Ein Duell der Wiedersehen: Hoffenheim fordert Wolfsburg heraus
Sieben Titel in vier Spielzeiten und 114 Siege in 136 Partien. So lautet die beachtliche Bilanz von Stephan Lerch als Trainer des VfL Wolfsburg. Am Sonntag um 14 Uhr wird er erneut im AOK-Stadion an der Seitenlinie stehen. Dieses Mal allerdings nicht als Trainer von Wolfsburg, sondern von Hoffenheim.
Nachdem Lerch den VfL 2021 verlassen hatte, betreute er zunächst die U17-Junioren der TSG, ehe er im März dieses Jahres das Frauenteam Hoffenheims übernahm. Als deren Cheftrainer wird er nun erstmalig an seine alte Wirkungsstätte in Wolfsburg zurückkehren und dabei nicht als einziger auf alte Weggefährten treffen. Aufseiten des VfL darf sich Chantal Hagel ebenfalls auf ein Wiedersehen mit ihren ehemaligen Mitspielerinnen freuen. Die Mittelfeldakteurin wechselte erst im Sommer vom Sinsheim nach Wolfsburg.
Erstmals seit 2012 verpasst der VfL die Champions-League-Teilnahme
Lerchs Nachfolger beim VfL wurde der Niederländer Tommy Stroot, der die Wolfsburgerinnen im letzten Jahr bis in das Champions-League-Finale führte. Dort musste sich der VfL allerdings dem FC Barcelona mit 2:3 geschlagen geben. Eine Niederlage, die mittlerweile doppelt schmerzt. Denn neben dem Verpassen des Titels hätte sich der VfL als Sieger auch direkt für die neue Champions-League-Saison qualifizieren können.
Stattdessen steht der VfL nun knapp vier Monate später ohne einen Platz im internationalen Wettbewerb da. Mit der 0:2-Niederlage gegen den Paris FC verloren die Wolfsburgerinnen am vergangenen Mittwoch auch die andere Chance auf die Champions-League-Gruppenphase. Die erste verpasste Teilnahme seit 2012 ist dabei nicht nur für den Verein selbst, sondern für den gesamten deutschen Fußball ein herber Rückschlag.
17
Tore erzielte die TSG Hoffenheim bereits in vier Spielen.
Was vorher als unvorstellbar galt, fiel den Spielerinnen direkt nach dem Spiel noch sichtlich schwer zu begreifen. Alexandra Popp, die im Hinspiel noch einen Doppelpack erzielte, war den Tränen nahe: „Das tut brutal weh! Letzte Saison standen wir im Finale und jetzt sind wir plötzlich in der Gruppenphase nicht dabei.“
Nichtsdestotrotz bemühten sich sowohl Popp als auch Trainer Stroot direkt im Anschluss an die Partie darum, den Blick auf die kommende Begegnung in der Bundesliga zu richten. Mit der TSG Hoffenheim wartet dort schließlich die nächste große Aufgabe. Beide Teams sind in der bisherigen Spielzeit noch ungeschlagen. Wolfsburg belegt nach vier Siegen in vier Spielen den ersten Tabellenplatz.
Die TSG folgt mit zehn Punkten auf Rang zwei und dürfte mit dem Saisonstart recht zufrieden sein. Allen voran die Offensive überzeugt bereits vollkommen. Mit 17 Toren, wovon allein im ersten Spiel gegen den MSV Duisburg neun Stück fielen, stellt Hoffenheim den Liga-Bestwert.
Letzte Saison standen wir im Finale und jetzt sind wir plötzlich in der Gruppenphase nicht dabei.
Alexandra Popp nach der Niederlage gegen Paris FC
Beim VfL hingegen läuft, trotz der bislang perfekten Punkteausbeute auf nationaler Ebene, auch unabhängig vom Ausscheiden in der Champions League, noch lange nicht alles rund. Besonders in der Offensive fehlt es Wolfsburg weiterhin an Kreativität und der Effizienz in der Chancenverwertung. So verliefen etwa die beiden letzten Bundesligapartien gegen die Aufsteiger aus Nürnberg und Leipzig knapper als erwartet (1:0 und 2:0).
Speziell die deutschen Nationalspielerinnen laufen aktuell ihrer Form hinterher. Svenja Huth oder Lena Oberdorf, die normalerweise als Schlüsselspielerinnen im Wolfsburger Spiel gelten, zeigen bislang nicht ihre gewohnte Leistung. Dementsprechend spannend wird es, welche Reaktion das Wolfsburger Team am Sonntag zeigt. Bei einer Niederlage dürfte die Stimmung ungemütlich werden, ein Sieg die Situation beruhigen.
Das Ziel, alle nationalen Titel zu gewinnen, bleibt schließlich bestehen. Zumal der Fokus auf die Bundesliga nach dem enttäuschenden Ausscheiden aus dem internationalen Wettbewerb noch einmal gestärkt worden sein dürfte. Als potenzieller Meister könnte sich der VfL auch direkt für die Champions-League-Saison im nächsten Jahr qualifizieren und der Qualifikationsrunde entgehen. Nach den schmerzhaften Erfahrungen unter der Woche ein weiterer Anreiz für die Meisterschaft.