Wenn Sportler auf Pharmazeutika zurückgreifen müssen: Die Gesundheit der Volleyballer steht auf dem Spiel
Es waren deutliche Worte, die Volleyball-Nationalmannschaftskapitän Lukas Kampa fand: „Der ein oder andere im Team, man munkelt, muss auf die Pharmaindustrie zurückgreifen, um solche Turniere spielen zu können“, sagte er über das bevorstehende Olympia-Qualifikationsturnier in Brasilien.
Tatsächlich ist die Belastung im Volleyball seit Jahren enorm: Kaum haben die Spieler und Spielerinnen mit ihren Vereinen die Saison abgeschlossen, stehen bereits etliche internationale Wettbewerbe auf dem Programm.
Dazu gehören nicht nur Weltmeisterschaft, Europameisterschaft und Olympia, sondern ebenso die Nations League – ein Turnier, das in erster Linie kommerziellen Zwecken dient und von dem insbesondere der Weltverband profitiert. Statt eines Gehalts nehmen die Spieler und Spielerinnen nur Blessuren, Verletzungen und Überlastungsprobleme mit nach Hause.
In diesem Jahr ist es dem Weltverband allerdings gelungen, den proppenvollen Spielplan endgültig aus allen Nähten platzen zu lassen: Den gesamten Sommer touren die Frauen und Männer zu Turnieren in der ganzen Welt, bis direkt im Anschluss die Saison bei den Vereinen startet. Bei den Frauen haben sich allein in diesem Sommer zwei Spielerinnen Kreuzbandrisse zugezogen.
Da verwundert es kaum, dass Kampas Kollegen auf Pharmazeutika zurückgreifen müssen, auch wenn es sich dabei – wie er selbst betont – um legale Mittel handle.
Dass der Kapitän die dramatische Belastung öffentlich thematisiert, ist ein wichtiger Schritt. Damit sich tatsächlich etwas ändert, braucht es neben einzelnen Statements auch breiten Protest. Denn bislang interessiert sich der Weltverband wenig für die vereinzelte Kritik. Das zeigte sich besonders eindrücklich, als er kürzlich bekannt gab, die WM nun sogar alle zwei Jahre ausrichten zu wollen.
Vereine und Spieler*innen könnten sich zusammenschließen und streiken. Denn es sind die Vereine, die die Verletzungssorgen den Rest der Saison ausbaden müssen. Und es ist die Gesundheit der Spieler*innen, die auf dem Spiel steht. Gleichzeitig ist der Weltverband auf ihr Zutun angewiesen. Sie sitzen letztlich am längeren Hebel.