Von der Rolle
Klopapier. Heikles Thema, steigt einem gleich in die Nase. Wenn die frech-vergnügte ungarische Zeichnerin Susan Batori sich der Sache annimmt, müffelt es allerdings kein bisschen.
Aber der Reihe nach: Früher musste man sich die Klopapier-Rolle ja erstmal unter den Arm klemmen, bis zur halben Treppe im Berliner Mietshaus oder zum stillen Örtchen im Garten. In der Tierwelt kommt das offenbar heute noch vor.
Jedenfalls muss der Bär, als er aus dem Winterschlaf erwacht und naturgemäß ein sehr dringendes Bedürfnis hat (großes Geschäft!), einen ziemlichen Weg trotten bis zum Plumpsklo mit dem Herzfenster in der Tür. Und weil er noch nicht richtig wach ist, merkt er gar nicht, wie sich das Rollen-Ende in den Stacheln des Igels verfängt.
Die Folge: Es wird so einiges abgewickelt. Nicht dass sich alle Welt in der Papierschlange verheddert, im Gegenteil. Die Hasen spielen eine munteres Mumien-Spiel, der Fuchs beschriftet die rosaroten Blätter, die Hamster knüllen sie zu knallharten Pustekugeln zusammen, das Eichhörnchen braucht sie als Tischdecke, als es seine Haselnusssuppe verspeist.
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Was lässt sich nicht alles damit anfangen: Die Wildsau säubert ihr Ferkel, der Dachs bastelt Scherenschnitt-Girlanden, die winzige Ameise kann mit ihrem Zellstoff-Fallschirm sogar himmelhoch fliegen. Großes Vergnügen! Nur der Bär, der merkt nix.
[Susan Batori: Wo ist das Klopapier? Baumhaus-Verlag, Köln 2021. 32 Seiten, 14,90 €. Ab 3 Jahre]
Die Grafikerin Batori, die zuletzt zwei von Michael Endler verfasste „Humboldt“-Pinguinstorys illustriert hat und überhaupt am liebsten Tiere zeichnet (ihre Katze Kamilla schaut dabei zu), hat die Geschichte selber verfasst. Üppige Leiber, kleine Gliedmaßen, lustige Bürzelfrisuren – und wieder sind es die Sidekicks, die besonders Spaß machen. Sei es, dass beim Fuchs vor lauter Kritzeleifer die Zungenspitze hervorlugt, dass der Schmetterling mit aller Kraft an der Rolle zerrt, um sich eine feine Robe zu fertigen, oder die Beinchen der zur Erde schielenden Ameise in der Luft baumeln.
Und der Bär? Behilft sich. Wie, das bleibt geheim. Auch mit der leeren Rolle lässt sich was machen: Ideen gibt’s auf buchstabenbande.com/klopapier.