WM-Traum der Seleção wieder mal geplatzt: Schöner Scheitern mit Brasilien

Vor 40 Jahren verabschiedete sich Brasilien vom „Jogo Bonito“ – dem schönen Spiel. Bei der WM 1982 war die Seleção in der zweiten Finalrunde auch dann noch nach vorne gestürmt, als sie gar nicht mehr hätte stürmen müssen und kassierte so eine Niederlage gegen Italien, die das Aus bedeutete und einen Traum beendete.

Für viele Brasilianer starb damals das schöne Spiel, bei den WM-Siegen 1994 und 2002 zauberte Brasilien nicht mehr, sondern spielte sich europäisch nüchtern zum Titel. Die Begeisterung in der Heimat hielt sich in Grenzen, aber der Erfolg gab der Taktik recht.

Danach allerdings spielte Brasilien weder schön noch erfolgreich, ein Halbfinale sprang seither bei den WM-Turnieren heraus – und das ging im eigenen Land krachend mit 1:7 gegen Deutschland verloren.

2022 sollte alles anders und vor allem wieder schöner werden. Brasilien reiste als Top-Favorit nach Katar und konnte in den ersten Spielen tatsächlich auch begeistern. Da gab es diese Kunststücke, die eben nur die Brasilianer draufhaben und neben tollen Toren auch vielversprechende Siege.

Aber es hielten sich auch hartnäckige Zweifel am wahren Leistungsvermögen der Mannschaft von Trainer Tite. Dass die absolut berechtigt waren, zeigte sich im Viertelfinale gegen Kroatien. Dort war vom Esprit der Seleção lange wenig zu sehen, eine Einzelaktion von Neymar brachte das Team in Führung, die fast schon lässig wieder abgegeben wurde.

Ob Neymar weiter für Brasilien spielt, ließ der Superstar unmittelbar nach dem WM-Aus offen.
Ob Neymar weiter für Brasilien spielt, ließ der Superstar unmittelbar nach dem WM-Aus offen.
© dpa/Robert Michael

Die anschließende Niederlage im Elfmeterschießen mag unglücklich gewesen sein, sie offenbarte allerdings auch, dass diese brasilianische Nationalmannschaft eben doch nicht so stark war, wie allenthalben gedacht. Die Widerstandsfähigkeit in kritischen Momenten ging ihr in der entscheidenden Phase ab und der Glaube an die eigene Überlegenheit war wohl eher Einbildung.

1982 hatten die Brasilianer in Zico und Socrates – um nur einige zu nennen – absolute Superstars, aus dem 2022er Team ragte einzig Neymar heraus. Und der ist anders als die Helden von einst am liebsten mit sich selbst beschäftigt.

Und so wird die aktuelle Seleção als eine unter vielen in die brasilianische Fußballgeschichte eingehen. Als eine, die Potenzial hatte, aber an die sich in ein paar Jahren kaum noch einer erinnern wird. Anders als an die 1982er-Auswahl, die wohl für immer am schönsten gescheitert ist.  

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